Kein Werk blieb zurück

Ausstellung ausgeräumt: Millionendiebstahl am Gardasee

Die Ausstellung befand sich im „Vittoriale degli italiani" in Gardone Riviera am Gardasee.
© imago images

Still und heimlich hatten Diebe eine gesamte Kunstausstellung in Gardone Riviera am Gardasee ausgeräumt. Die millionenschweren Werke stammen vom Bildhauer und Goldschmied Umberto Mastroianni. Von den Dieben fehlt bislang jedoch jede Spur.

Rom – Bei einem millionenschwerer Kunstdiebstahl im „Vittoriale degli Italiani", dem Siegesdenkmal der Italiener, in Gardone Riviera am Gardasee, sind alle 49 Kunstwerke entwendet worden. Sie verschwanden aus einer Ausstellung des Bildhauers und Goldschmieds Umberto Mastroianni (1910-1998), die seit dem 30. Dezember zu sehen war und am heutigen Freitag hätte geschlossen werden sollen.

Alle Werke, Schmuckstücke und Goldskulpturen, aus denen die Ausstellung bestand, wurden in der Nacht auf Donnerstag entwendet, wie italienische Medien am Freitag berichteten. Die Diebe hinterließen lediglich leere Vitrinen und Schaukästen. Die Ausstellung war in einem unterirdischen Teil des Museums untergebracht, der einst dem italienischen Dichter Gabriele D'Annunzio (1863-1938) gehörte und der heute für Sonderausstellungen außerhalb der ständigen Sammlungen des Museums genutzt wird.

Ein Stück bisher gefunden

Eines der gestohlenen Schmuckstücke, das die Diebe wahrscheinlich auf ihrer Flucht verloren hatten, wurde nicht weit von der Ausstellungshalle wiedergefunden. Das Stück wird nun von einem Expertenteam nach Spuren untersucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um eine professionelle Bande handelt, die den Coup bis ins Detail geplant hat. In der Nacht des Diebstahls war die Alarmanlage aktiv, wurde jedoch nicht ausgelöst. Sicherheitskräfte innerhalb und außerhalb des Gebäudes bemerkten nichts. Um ins Gebäude zu gelangen, wurde eine Seitentür aufgebrochen.

Im Inneren des Museums arbeiteten die Diebe geschickt und öffneten die Vitrinen, in denen Schmuck und Skulpturen ausgestellt waren, ohne sie zu zerstören. In demselben Raum waren auch Werke des anderen Goldschmiedhauses Buccellati ausgestellt, die nicht angerührt wurden. Umberto Mastroianni – Onkel des Schauspielers Marcello Mastroianni – war einer der bedeutendsten italienischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts.

Gebäude mit Geschichte

Der „Vittoriale degli italiani" war der Wohnsitz D'Annunzios. Das Gelände umfasst heute neun Hektar. Das Gebäude, "La Prioria" genannt, war ursprünglich die Villa des deutschen Kunsthistorikers Henry Thode. D'Annunzio erwarb es einschließlich Inventar – unter anderem eine 6000 Bände umfassenden Bibliothek, Bilder des deutschen Malers Franz von Lenbach sowie ein Steinway-Flügel von Franz Liszt - und ließ es in der Zeit von 1921 bis 1938 ständig weiter ausbauen und erweitern. Die "Prioria" war bis zu seinem Tod der Wohnsitz D'Annunzios, der hier auch den faschistischen Diktator Benito Mussolini empfing. Hier befinden sich auch D ́Annunzios Überreste.

Im Jahr 2000 wurde hier ein Kriegsmuseum eröffnet und im Juli 2001 um zusätzliche Räume erweitert. Es beinhaltet vor allem Gegenstände, die mit D'Annunzios Kriegserfahrungen verbunden sind, wie beispielsweise sein Propagandaflug am 9. August 1918 über Wien kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs, seine Einsätze über Julisch Venetien, Istrien und Dalmatien und die Besetzung der kroatischen Adriastadt Fiume. (APA)

Verwandte Themen