Wiener SPÖ-Klubtagung: Babler und Ludwig warnen vor Kickl-Regierung
Zum Auftakt der zweitägigen Klubtagung schossen sich sowohl Parteichef Babler, als auch Wiens Bürgermeister Ludwig auf den freiheitlichen Spitzenkandidaten ein. Beide bekräftigten erneut, dass es keine Koalition mit der FPÖ geben werde. AK-Präsidentin Anderl wiederum sprach sich für eine Arbeitszeitverkürzung aus.
Wien, Frauenkirchen – Im burgenländischen Frauenkirchen ist am Dienstag der Auftakt zur zweitägigen Klubtagung der Wiener SPÖ erfolgt. Erstmals mit dabei war SPÖ-Chef Andreas Babler. Der nutzte seinen Auftritt dafür, einmal mehr vor einer schwarz-blauen Regierung zu warnen und vor einem „Gefängnis a la Kickl“, das er bei einer Machtübernahme der Freiheitlichen drohen sieht.
Österreich stehe vor einer Richtungsentscheidung. Diese Regierung sei „fertig“, nun gelte es, eine autoritäre Wende aufzuhalten. Babler befürchtet „Anschläge“ auf demokratische Institutionen von Justiz bis Arbeiterkammer.
📽️ Video | Auftakt zur Klubtagung
Babler übt Harmonie mit Wien
Umso mehr sieht der SPÖ-Vorsitzende Erfolge seiner Partei vonnöten und machte gleich einen Schulterschluss mit der Wiener Landesorganisation, nachdem es in den vergangenen Monaten die ein oder andere Dissonanz gegeben hatte. Er wisse, dass Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an seiner Seite stehe, um die Sozialdemokratie spürbar zu machen, betonte Babler.
Inhaltlich gab der SPÖ-Chef der Bekämpfung der Klimakrise breiten Raum, sieht er in deren Verlauf sogar den freien Zugang zu Trinkwasser in Gefahr. Auch die Teuerung fehlte nicht, nehme sie den Menschen doch ihre Würde. Schließlich warb Babler auch für eine Arbeitszeitverkürzung, die schrittweise in Richtung Vier-Tage-Woche erfolgen solle, beginnend mit der Pflege.
Vier-Tage-Woche als neues Maß
Diese Forderung prägte auch die Rede von AK-Präsidentin Renate Anderl, die angesichts des Arbeiterkammer-Wahlkampfs einen Auftritt absolvieren durfte. Dort wo jetzt schon die Arbeitszeit gesenkt worden sei, seien die Dienstnehmer produktiver geworden und es habe weniger Krankenstände gegeben: "Die Zukunft muss sein, dass wir runtergehen." Weiters machte Anderl Druck für einen Ausbau der Lehrlingsausbildung. Warum man sozialdemokratisch wählen sollte, argumentierte die AK-Chefin derart: „Weil wir die guten sind, die tagein, tagaus für die vielen tätig sind.“
Die Klubtagung findet wieder in der St. Martins Therme und Lodge statt - dem inzwischen traditionellen Austragungsort. Ludwig und Anderl zogen zu Beginn der Veranstaltung gemeinsam unter Applaus und den Klängen des Hit-Klassikers „Don't Stop (Thinking About Tomorrow)“ von Fleetwod Mac in den Seminarraum ein. Nicht vertreten war zum Auftakt die burgenländische Landespartei, mit der das Verhältnis unverändert unterkühlt ist.
Wien-Chef Ludwig mit Kritik an Regierung
Wiens SPÖ-Chef Ludwig sparte ebenfalls nicht mit Kritik am Bund. Die Teuerung, meinte er mit Verweis auf aktuelle Umfragen, sei das Hauptsorgenthema der Menschen im Land. In Österreich sei die Inflation überdurchschnittlich hoch. „Das hängt natürlich damit zusammen, dass die Bundesregierung keine Maßnahmen wie einen Gaspreis- oder Mietpreisdeckel gesetzt hat.“
Im Bereich Arbeit habe man sich zuletzt der älteren Generation gewidmet, nun wende man sich verstärkt einer anderen Personengruppe zu. „Das sind interessanterweise die Jüngeren.“ Hier nehme die Arbeitslosigkeit nach einer Konsolidierung wieder zu.
Ludwig kündigte eine zentrale Grundausbildung für Lehrlinge der Stadt an. Diese würden auch dringend gebraucht. Man benötige angesichts zahlreicher Pensionierungen 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis 2030. Auch ein Ausbau der Jugendcolleges und der Jugendstiftung, in der auch die Zweitausbildung etwa zu Fachkräften forciert wird, wird laut Ludwig erfolgen.
Keine Koalition mit der FPÖ
Für die Nationalratswahl sicherte er dem Bundesparteivorsitzenden Unterstützung zu. Man sei als Wiener Landesorganisation immer loyal und werde alles daran setzen, viel zu einem guten SPÖ-Ergebnis beizutragen. „Lieber Andi, du kannst dir sicher sein, wir werden als SPÖ Wien unseren Beitrag leisten.“ Interne Diskussionen seien wichtig, aber nach außen wolle man geschlossen auftreten.
In Sachen Koalitionen stellte er klar: „Wir schließen niemanden aus - außer die FPÖ.“ Dies sei keine Sympathiefrage, sondern es gehe hier um Grundwerte. Die Freiheitlichen hätten hier ein diametral anderes Bild - etwa was die Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnisse betreffe.