„Zeit im Bild“-Erfinder Teddy Podgorski am Samstag im Alter von 88 Jahren verstorben
Der frühere ORF-Intendant Thaddäus Podgorski ist laut Medienberichten verstorben. Er erfand etwa „Universum“ und „Bundesland heute“. Zahlreiche Beileidsbekundungen kamen aus Politik und Medien, unter anderem von Bundespräsident van der Bellen und ORF-Genereldirektor Weißmann.
Wien – Der ehemalige ORF-Generalintendant Thaddäus "Teddy" Podgorski ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das berichtet der "Standard" online mit Berufung auf den Familienkreis. Im Zuge seiner vierjährigen Amtszeit ab 1986 trieb Podgorski etwa die TV-Regionalisierung voran und zeichnete für "Bundesland heute" ebenso verantwortlich wie für die Etablierung der Volksgruppensendungen. Die erfolgreiche Reihe "Universum" geht ebenfalls auf ihn zurück.
Geboren wurde Thaddäus Podgorski am 19. Juli 1935 in Wien. Bereits 1953 begann er als Nachrichtensprecher und Reporter beim Sender Rot-Weiß-Rot. 1955 wechselte er in den Aktuellen Dienst des neu gegründeten ORF-Fernsehens und wurde schon bald Leitender Redakteur bei der "Zeit im Bild". 1967 wurde er vom damaligen ORF-Generalintendanten Gerd Bacher zum Chefreporter befördert. Er entwarf erfolgreiche Sendungen wie "Sportpanorama" und "An den Boxen". 1972 avancierte er zum TV-Sportchef, der er bis zu seiner Bestellung zum ORF-Generalintendanten 1986 blieb.
Daneben stand er für die Sendungen "Seinerzeit" und "Jolly Joker" regelmäßig vor der Kamera. Hinzu kamen Abstecher ins Schauspielfach (etwa als Gestapo-Agent Pfalzner in "Der Bockerer") und Buchveröffentlichungen wie "Mohammed Ali", "Muskeln auf Papier" oder das Olympiabuch "Innsbruck und Montreal". Darüber hinaus arbeitete er auch als Theaterregisseur und Schauspieler, wenn er etwa im Theater in der Josefstadt oder an den Wiener Kammerspielen inszenierte oder in Produktionen der Staatsoper, der Volksoper und der Seefestspiele Mörbisch mitwirkte. (APA)
Reaktionen
ORF- Generaldirektor Roland Weißmann in einer Aussendung:
"Der Tod von Thaddäus Podgorski macht mich zutiefst betroffen. Thaddäus Podgorski war der erste TV-Praktiker, der den ORF als Generalintendant leitete - er kannte den ORF wie sonst kaum ein anderer. Mit dem Ausbau des 3sat-Programmes, der TV-Regionalisierung und den zahlreichen Volksgruppensendungen hat Podgorski wesentliche Säulen für einen starken ORF errichtet. Viele seiner Programmideen und Programmimpulse sind nach wie vor Fixpunkte im ORF-Programm, seien es 'Universum', die 'Zeit im Bild' oder 'Bundesland heute'. Im Namen des ORF wünsche ich den Angehörigen viel Kraft, mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen."
Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf X (vormals Twitter):
"Was wäre der ORF ohne ZIB, Universum & Seitenblicke? Teddy Podgorski hat die Fernsehlandschaft geprägt wie sonst kaum jemand und im ORF mit Regionalisierung & Minderheitenredaktion wichtige Weichen gestellt. Er wird fehlen! Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie. (vdb)
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf X (vormals Twitter):
"Teddy Podgorski war mit seiner Arbeit Fixbestandteil im Wohnzimmer der Österreicher:innen. Seine Gabe zu vermitteln wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und allen, die seine besondere Art zu erzählen jetzt vermissen."
Eva Blimlinger, Mediensprecherin der Grünen in einer Aussendung:
"Teddy Podgorski war die Verkörperung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks in brillanter Weise. Wie kaum einem anderen ist es ihm als Journalist, Sendungsmacher, Moderator und schließlich als Generalintendant gelungen, den ORF in all seinen Formaten in höchstem Maße zu profilieren."
Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) in einer Aussendung:
"Mit dem Tod von Teddy Podgorski müssen wir uns von einem großen Vermittler und einer bedeutenden Figur der österreichischen Medien- und Kulturlandschaft verabschieden. Neben seiner prägenden Zeit beim ORF, in die unter anderem die Etablierung der Bundesländersendung 'Wien heute' und der Minderheitenredaktion fiel, wird Podgorksi auch für seine Arbeit als Theaterregisseur, etwa am Theater in der Josefstadt oder an den Wiener Kammerspielen, in Erinnerung bleiben.
Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) in einer Aussendung:
"Mit Teddy Podgorski verliert das Fernsehen einen Pionier. Das Burgenland verliert einen seiner glühendsten Fans. Er formte als ORF-Generalintendant die österreichische, besonders aber auch die burgenländische Fernseh- und Kulturlandschaft, in dem er Sendungen wie 'Burgenland heute' oder den Volksgruppensendungen auf die Welt half und damit den Volksgruppen und allen Burgenländerinnen und Burgenländern eine mediale Stimme gab."
Fritz Hausjell, Präsident der Österreichsektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) auf Facebook:
"Österreich verliert mit Teddy Podgorski einen gewichtigen Teil seines Fernsehgedächtnisses. Mit Wehmut blicke ich zurück auf zahlreiche Begegnungen. Seine Erinnerungen waren gekennzeichnet durch scharfen analytischen Blick und enorme Fähigkeit des pointierten Erzählens. Ich bedauere jede Minute seiner Darbietungen, die wir nicht aufgezeichnet haben. Ein ganz großer TV-Macher mit Rückgrat ist leider nicht mehr. Ich bin sehr traurig."
Walter Gröbchen, Musikproduzent, Blogger und langjähriger Ö3-Mitarbeiter auf Facebook:
"Teddy Podgorski war der originellste, coolste und liberalste Generalintendant, den der ORF je hatte. Kein Macht-, sondern ein Medienmensch, ein authentischer, zutiefst Kreativer, gelassen Widerspenstiger und gewitzter Schmähführer. R.I.P."