Feuriges Finale an der Burg und Thomas Gassners kabarettistischer Doppelschlag
Martin Kušejs letzte Premiere als Burgtheaterdirektor, Anna Netrebkos Rückkehr nach Salzburg und gleich zwei Auszeichnungen für den Tiroler Schauspieler Thomas Gassner: Das Theaterwochenende im Überblick.
Orpheus steigt herab: Es brennt am Burgtheater. Jedenfalls am Anfang und am Ende von „Orpheus steigt herab“, Martin Kušejs letzter Regiearbeit als Direktor des Hauses. Kušej liest Tennessee Williams’ 1957 uraufgeführtes Südstaatendrama als zeit- und ortlose Parabel über Ausgrenzung. Ein Fremder (Tim Werths) erinnert die Bewohner eines Städtchens an ihre dunkle Vergangenheit. Wirklich überspringen will der Funke trotz schöner Einfälle und eindrücklicher Augenblicke nicht. Der Schlussapplaus bei der Premiere am Samstagabend war denn auch eher erschöpft als euphorisch.
La Gioconda: Die Ponchielli-Oper schafft es selten auf die Spielpläne. Nikolaus Bachler, Intendant der Salzburger Osterfestspiele, setzte „La Gioconda“ als Starvehikel an. Anna Netrebko feierte – nach zögerlicher Distanzierung vom russischen Angriffskrieg – ihr Comeback. Jonas Kaufmann und Eve-Maud Hubeaux komplettierten die Top-Besetzung. Im Graben sorgten Antonio Pappano und das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia für elegante Ekstase. Am Samstag war Premiere. Langer Jubel für die szenisch eher einfallsarme Großproduktion.
Der einsame Westen: Die Enge eines Dorfes spiegelt sich in der Enge eines Haushalts. Mit „Der einsame Westen“ hat der irische Dramatiker und Filmemacher Martin McDonagh Ende der 1990er Jahre ein tragikomisches Kammerspiel über die verkorkste Beziehung zweier Brüder geschrieben, das Mateja Koležnik nun mit Michael Maertens und Roland Koch im Akademietheater mit viel Liebe für die abgehalfterten Figuren inszeniert hat. Am Freitag war Premiere des bisweilen zum Brüllen komischen und sehr oft sehr traurigen Abends.
Die Unbekannte aus der Seine: Anna Bergmann, die im Sommer in Telfs den „Zerbrochnen Krug“ inszenieren wird, deutet im Wiener Volkstheater Ödön von Horváths Selbstmörderinnen-Stück zur Studie eines Femizids um – und gibt der titelgebenden Unbekannten (Birgit Unterweger) Tiefe, in dem sie sie auch Texte von Christine Lavant sprechen lässt. Stark!
Die letzte Runde der Menschheit: In Tirol hat Schauspieler Thomas Gassner sein erstes kabarettistisches Solo schon mehrfach gespielt. Nun war er mit „Die letzte Runde der Menschheit“ auch zum Grazer Kleinkunstvogel, dem renommiertesten Kleinkunst-Nachwuchswettbewerb des Landes, eingeladen – und hat gleich doppelt abgeräumt: Er gewann sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis. (jole, APA)
Premiere in Schwaz