„One Life“ mit Anthony Hopkins: Der Held, der glaubt, nicht genug getan zu haben
Innsbruck – „Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ So steht es im Talmud. Nicholas Winton hat 699 Leben gerettet. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs organisierte er die Flucht von jüdischen Kindern aus Tschechien. Die Leben, die er nicht retten konnte, ließen ihn lange nicht los. Er hatte das Gefühl, nicht genug getan zu haben. Über sein Engagement hat Winton lange geschwiegen. Erst in den 1980er-Jahren machte die TV-Sendung „That’s Life“ seine Leistung öffentlich. Winton saß ahnungslos im Publikum, als die Moderatorin fragt, ob es jemanden gibt, der dem älteren Herrn alles verdankt – und alle stehen auf.
🎬 Trailer | „One Life“
Auf diesen Gänsehautmoment steuert der Kinofilm „One Life“ zu. Davor erzählt er die Geschichte des „britischen Oskar Schindler“ nach. Die Rückblenden ins Prag der 1930er-Jahre sind brav inszeniertes Ausstattungskino. Regisseur James Hawes scheut, angesichts des heiklen Themas nachvollziehbar, große Risiken. Eindrücklicher ist, was sich auf der zweiten Zeitebene abspielt: das Hadern des Helden mit seiner historischen Tat. Anthony Hopkins, der den alten Winton spielt, braucht dafür keine großen Gesten. Er verschwindet bisweilen hinter seiner dicken Brille – und beweist, wie viel ganz wenig sein kann. Bewegend. (jole, APA)
Im Kino
One Life. Ab 10 Jahren. Derzeit in den Kinos.