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Stärke von mehr als 7: Tote und Verletzte bei stärkstem Erdbeben seit 25 Jahren in Taiwan

Häuser knickten ein, Hänge rutschten weg: Das Erdbeben hinterließ eine Spur der Verwüstung.
© AFP

Das schwere Erdbeben vor der Ostküste Taiwans hatte eine Stärke von mehr als 7. Es handelte sich dabei um das stärkste Beben seit 25 Jahren. Tsunami-Wellen sollen die japanische Insel getroffen haben.

Taipeh, Okinawa, Shanghai – Nach dem heftigen Erdbeben vor der Ostküste Taiwans ist die Zahl der Toten auf sieben und die der Verletzten über 700 gestiegen. Wie die nationale Feuerwehr-Behörde am Mittwoch mitteilte, galten 736 Menschen als verletzt. Demnach waren außerdem 77 Menschen noch in Gebäuden in der am stärksten betroffenen Stadt Hualien an der taiwanischen Ostküste eingeschlossen. Auch die Zahl verschiedenster Unfälle, etwa durch Schäden an Gebäuden oder Infrastruktur, stieg auf über 1100.

Bilder der Katastrophe

In der Früh (Ortszeit) hatte ein sehr starker Erdstoß wenige Kilometer vor der Ostküste die gesamte Insel mit mehr als 23 Millionen Einwohnern erschüttert. Die taiwanesische Wetterbehörde registrierte eine Stärke von 7,2 in wenigen Kilometern Tiefe, während die US-Erdbebenwarte und die Geosphere Austria 7,4 verzeichneten. Mehrere Nachbeben folgten.

In Hualien kamen vier Menschen ums Leben. Das Beben ließ in der Stadt Wohnhäuser zum Teil einstürzen oder in bedrohliche Schieflage geraten. Ein ähnlich starkes Erdbeben ereignete sich 1999 und führte damals zu mehr als 2.400 Toten. Damals lag das Epizentrum im Zentrum der Insel. In Taiwan bebt die Erde immer wieder, weil die Insel am Rand zweier tektonischer Platten liegt.

Taiwans Wetterbehörde registrierte südöstlich der Küste bei Hualien in einer Tiefe von 15,5 Kilometern eine Bebenstärke von 7,2. Die Erdbebenwarte in den USA (USGS) gab eine Stärke von 7,4 in dem Gebiet an. Nach offiziellen Angaben sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen und fast 60 verletzt worden. Das bestätigte die nationale Feuerwehr-Behörde der Insel am Mittwoch. Zudem trugen zahlreiche Gebäude teils immense Schäden davon. Insgesamt sprach die Behörde Stand Mittag (Ortszeit) von mehr als 900 Unfällen verschiedenster Art.

Schäden auch in anderen Teilen des Landes

Auch aus anderen Teilen des Landes wurden Schäden gemeldet. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und Premier Chen Chien-jen wurden am Vormittag in der zentralen Notfallleitstelle in Neu-Taipeh, das die Hauptstadt Taipeh umgibt, erwartet. Taiwans wichtiger Halbleiter-Hersteller TSMC hielt die Produktion an, wie die Behörde des Industrieparks der Stadt Hsinchu mitteilte. Die Firma evakuierte laut Berichten Arbeiter während des Bebens aus der Produktion. Gegenwärtig überprüfe die Firma den Zustand der Maschinen.

Nach Angaben der chinesischen Staatsmedien und von Augenzeugen war das Beben auch in verschiedenen Städten auf dem chinesischen Festland zu spüren, darunter auch in Shanghai. Das taiwanesische Fernsehen zeigte Bilder von zusammengestürzten Gebäuden in Hualien an der Küste Taiwans unweit des Epizentrums des Bebens. Nach Angaben der Stadtverwaltung von Taipeh gibt es in der Hauptstadt keine Berichte über Schäden. Das Bahnsystem der Stadt sei nach einer kurzen Unterbrechung wieder in Betrieb.

📽️ Video | Taiwan: Stärkstes Erdbeben seit 25 Jahren

Der Southern Taiwan Science Park, in dem der Halbleiterriese Taiwan Semiconductor Manufacturing Co, ein Werk unterhält, teilte mit, dass der Betrieb bei allen dortigen Unternehmen ohne Beeinträchtigung weiterlaufe. Laut Taiwans offizieller Nachrichtenagentur war das Beben das stärkste auf der Insel seit 1999, als ein Beben der Stärke 7,6 rund 2400 Menschen tötete. Taiwan liegt in einer erdbebengefährdeten Zone auf der Grenze der eurasischen Platte und der philippinischen Meeresplatte.

Japan gab eine Evakuierungsempfehlung für die Küstengebiete der südlichen Präfektur Okinawa heraus. Nach Angaben der japanischen Wetterbehörde werden nach einem heftigen Beben mit einer Stärke von 7,5 im Meer vor Taiwan bis zu drei Meter hohe Tsunami-Wellen erwartet, die weite Teile der Küste im Südwesten Japans erreichen könnten. Vor der Insel Yonaguni hätten Wellen am Morgen bereits 30 Zentimeter erreicht.

Auch Japan und die Philippinen warnten vor Tsnumami

Auch die Philippinen gaben eine Tsunami-Warnung heraus. Es würden hohe Tsunami-Wellen erwartet, die stundenlang andauern könnten, teilte das nationale Institut für Vulkanologie und Seismologie (PHIVOLCS) am Mittwoch mit. Menschen in mehreren Provinzen des Inselstaates wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und die Küstenregionen zu verlassen. Boote sollten festgemacht werden, während solche, die sich bereits auf hoher See befänden, dort bleiben und nicht in Richtung Ufer fahren sollten, hieß es. Sowohl Japan als auch Philippinen haben die Tsunami-Warnungen inzwischen wieder aufgehoben.

Wiener erlebte im 24. Stock die Erschütterungen

In Tainan und somit im Südwesten Taiwans hat der Wiener Raoul Korner das Erdbeben miterlebt. In der Früh sei eine Nachricht mit einer Warnung aufs Handy gekommen, ehe es etwa eine Minute später „losgegangen" sei. In der sechstgrößten Stadt der Insel hätten die Erschütterungen die Stärke fünf erreicht. Gebäude seien hier seines Wissens nach nicht beschädigt worden, so Korner.

Er sei „im 24. Stock daheim" und „im Bett ganz schön hin- und hergeschaukelt" worden, sagte der Wiener, der seit Ende Jänner als Basketballtrainer bei den Tainan Ghosthawks tätig und am Dienstag 50 Jahre alt geworden ist. Das sei „abenteuerlich" gewesen, man könne „wirklich seekrank" werden, schilderte Korner. Auf einem Video ist zu sehen, wie eine Lampe in seiner Wohnung heftig wackelt. Er habe „keine große Dekoration", daher habe auch nichts herunterfallen können. Bilder oder Vasen hätte es bei den Erschütterungen aber „schon runtergeschmissen", mutmaßte der Trainer.

China bietet Unterstützung an

Das große Nachbarland China bat Taiwan seine Hilfe an. Die chinesischen Behörden seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, am Mittwoch in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten. Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, blieb offen. Zwischen den beiden Staaten gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist. (APA/Reuters/dpa)