Umfangreicher ÖAMTC-Test

Kinder-Fahrräder unter der Lupe: Ein Modell fällt durch, kein „Sehr gut"

Bei der Wahl des Fahrrads sollten Eltern unbedingt auf Qualität achten.
© ÖAMTC

Wichtigstes Kriterium in der Untersuchung war das Fahrverhalten, überprüft wurden aber auch die generelle Eignung für Kinder, Handhabung, Sicherheit und Haltbarkeit sowie der Schadstoffgehalt. Mit den Ergebnissen zeigt sich der ÖAMTC insgesamt zufrieden.

Wien – Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen hat der Mobilitätsclub 14 Fahrräder für Kinder einem umfangreichen Test unterzogen. Dabei handelte es sich um 16-Zoll-Räder, die ab einem Alter von etwa drei Jahren empfohlen sind und somit oft die ersten eigenen Fahrräder für Kinder darstellen.

„Damit die Freude an der Fortbewegung auf zwei Rädern von Anfang an möglichst groß ist, sollten Eltern hier besonders genau auf die Qualität achten", hält ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl fest.

„Es gab zwar kein 'sehr gut', immerhin wurden aber acht der 14 Testkandidaten mit 'gut' beurteilt, vier schafften ein 'befriedigend'." Ein Modell kam nicht über ein „genügend" hinaus, eines fiel aufgrund von Sicherheitsmängeln mit „nicht genügend" durch.

▶️ Die Ergebnisse im Überblick: www.oeamtc.at/tests.

Grundsätzlich seien alle Räder, die der ÖAMTC mit ,gut' bewertet hat, zu empfehlen. „Den besten Gesamteindruck hat aber das Woom Original 3 hinterlassen – und zwar sowohl bei den erwachsenen als auch bei den kleinen TesterInnen, die die Räder in der Praxis ausprobiert haben", so der Experte. Das Modell überzeugte mit geringem Gewicht (knapp sechs Kilogramm), Bremshebel und Sattel sind ohne Werkzeug verstellbar, die Bremsen leichtgängig. Wie alle anderen Räder, die ein 'gut' erreichen, ist auch das Woom im oberen Preissegment angesiedelt – wer es etwas günstiger und trotzdem „gut' möchte, kann zum S'Cool niXe EVO 16-1S SW greifen, das für deutlich weniger Geld zu haben ist.

Eines der teuersten Modelle fiel durch

Dass der Preis allein kein Qualitätsmerkmal darstellt, zeigt das Schlusslicht im aktuellen Test: Das Pyro Sixteen ist eines der teuersten Modelle, fällt aber dennoch mit „nicht genügend" durch. Kerbl erklärt den Grund: „Der Pedalabstand zum Boden ist viel zu gering und lässt eine Neigung von maximal 18 Grad zu – laut geltender Norm müssen es mindestens 23 Grad sein. Im Praxistest zeigte sich das Ausmaß dieses Problems: Es war den Kindern kaum möglich, den Kurvenparcours zu absolvieren, ohne mit dem Pedal den Boden zu berühren. Dass das zu brenzligen Situationen führen kann, liegt auf der Hand."

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Schadstoffe in Sätteln und Griffen

Die Hersteller von Kinderfahrrädern legen viel Wert auf Fahreigenschaften und Sicherheit – in den meisten Fällen durchaus erfolgreich, wie der Test zeigt. An anderer Stelle scheint man es hingegen nicht so genau zu nehmen: Mit zwei Ausnahmen (die Räder von B'Twin und Royal Baby) waren alle Modelle mit Schadstoffen belastet. „Dabei handelt es sich um Weichmacher oder PAKs, also polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Beides ist zwar nicht verboten, gilt aber als gesundheits- oder umweltschädlich", erklärt Kerbl. „Dass es auch anders geht, zeigen nicht nur die zwei genannten Modelle im aktuellen Test: Bei Untersuchungen von Rädern für Erwachsene werden mittlerweile kaum noch solche Schadstoffe gefunden. Hier kann und muss also dringend nachgebessert werden." Während zumeist die Sättel belastet waren, waren es beim MX 16 2023 von Orbea die Griffe, die ständig in direktem Hautkontakt stehen. Die Folge: Eine Abwertung von „gut" auf „befriedigend".

Weitere Verbesserungsvorschläge des ÖAMTC-Experten umfassen die bei manchen Modellen eher sparsam verwendeten Reflektoren, den häufig fehlenden Kettenschutz, zu leicht abziehbare Griffe, schwache Bremsen oder zu geringe Ausziehlängen beim Sattel. „Außerdem sollte man vor dem Kauf aufs Zubehör achten, beispielsweise wird nicht jedes Rad serienmäßig mit einem Seitenständer ausgeliefert", stellt Kerbl klar.

Tipps für Eltern

  • Besteht Unsicherheit bezüglich Schadstoffe in den Griffen, ist im Fachhandel meist ein Austausch gegen unbedenkliches Material möglich.
  • Ein Probesitzen durch kleine FahrradanfängerInnen ist vor dem Kauf zu empfehlen. Dabei können auch gleich Sattelhöhe, Lenkerposition und Bremshebel optimal eingestellt werden.
  • Erste Übungsfahrten mit Kindern sollten bestenfalls auf einem abgesperrten Gelände erfolgen. Auf Stützräder sollte verzichtet werden.
  • Ein Sturz kann immer passieren. Einen Helm zu tragen, muss daher von Anfang an selbstverständlich sein. Und zumindest fingerlose Handschuhe sollten auch immer getragen werden, um sich bei einem Sturz besser abfangen zu können.

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