Auch Tanzen kann helfen: Rund 25.000 Menschen in Österreich von Parkinson betroffen
Am heutigen Welt-Parkinson-Tag informieren Experten über neue Therapien. Bis Mai können Interessierte in Tirol an einer Studie zur Früherkennung teilnehmen.
Innsbruck – Menschen mit Parkinson nehmen nach einem genauen Stundenplan ihre Medikamente ein. Gilt es doch damit Bewegungsstörungen abzufangen. Geheilt kann diese Alterserkrankung des Gehirns derzeit nicht werden. Wie Florian Krismer, Neurologe und Parkinson-Experte an der Klinik Innsbruck, erklärt, ist seit vielen Jahren eine medikamentöse Behandlung etabliert, die persönlich zugeschnitten wird. Da Parkinson eine fortschreitende Erkrankung ist, kommt es im Laufe der Jahre zu Wirkungsschwankungen. Gute Beweglichkeit kann etwa vor der nächsten Tabletteneinnahme unerwartet in eine Phase mit schlechter Beweglichkeit übergehen. Auch Überbewegung macht den Betroffenen dann häufig zu schaffen. „Neue Therapien setzen bei diesen beiden Problemen an“, sagt Krismer.
Parkinson ist eine der am schnellsten zunehmenden neurologischen Erkrankungen. Es kommt dabei zu einer Unterversorgung von Teilen des Gehirns mit dem Botenstoff Dopamin, der für Bewegung und Koordination zuständig ist. Zittern, Verlangsamung der Bewegungen und steife Muskeln sind häufige Beschwerden. Nicht sichtbar sind Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Verstopfung, Schmerzen und ein beeinträchtigter Geruchssinn.
25.000
Rund 25.000 Menschen sind in Österreich von Parkinson betroffen. Die neurologische Erkrankung nimmt weltweit zu.
Neben der medikamentösen Therapie verbessert Bewegung die Lebensqualität. Physiotherapie bewährt sich. Aber auch ungewöhnliche Ansätze wie Schattenboxen und Tanzen können positive Effekte auf die Beweglichkeit haben. Für Krismer liegen die Herausforderungen der Zukunft in einer Therapie, welche die Erkrankung stoppt, sowie in einer frühen Diagnose.
3000
Menschen haben bislang an der Studie „Gesund Altern Tirol“ zur Früherkennung von Parkinson teilgenommen.
Über eine neue Einteilung der Erkrankung wird in der Fachwelt ebenso diskutiert wie über Auswirkungen von Umweltbelastungen. Werner Poewe, emeritierter Vorstand der Uni-Klinik für Neurologie in Innsbruck, ist am Projekt Gesund Altern Tirol beteiligt. Bislang haben 3000 gesunde Menschen über 50 an der Studie zur Früherkennung von Alterserkrankungen des Gehirns teilgenommen. Interessierte können sich noch bis Mai melden: www.gesundaltern.at
Risikofaktoren herausfiltern
In Zusammenarbeit mit vier weiteren europäischen Zentren sollen u. a. Risikofaktoren für die Parkinson-Erkrankung herausgefiltert werden. „In der Medizin geht es immer darum, eine Krankheit zu erkennen, bevor sie ausgebrochen ist“, erklärt Poewe. Der erste Teil der Studie umfasst eine Online-Befragung. Im zweiten Teil bekommt eine Gruppe Riechtests zugesandt.
60 bis 70
Im Schnitt sind Menschen zwischen 60 und 70 Jahre alt, wenn sie an Parkinson erkranken. Parkinson ist nicht heilbar.
Denn weltweit zeigen verschiedenste Untersuchungen, dass eine Störung der Geruchswahrnehmung mit einem erhöhten Risiko für Parkinson zusammenhängen kann. Das gilt auch für Bewegungen in der Traumphase, chronische Verstopfung über viele Jahre, und Verwandte mit Parkinson. Die Suche nach Risikofaktoren ist zwar aufwändig, oft kurios, aber für die Zukunft wichtig.
Eine Zukunftsvision des Experten ist ein Medikament zur Vorbeugung von Parkinson. Das würde dann wie eine Tablette gegen Bluthochdruck funktionieren.
Bewegung ist „das Wichtigste“
Innsbruck – „Mit Humor erreicht man Menschen“, sagt Walter Ondrich, der vor fünf Jahren die Selbsthilfegruppe in Leoben gegründet hat. In seinem Buch „Mit 66 Jahren – Parkinson“ beschreibt er, aufgelockert mit Cartoons, die ersten Anzeichen der Nervenerkrankung und den langen Weg zur Diagnose. Thema des aktuellen Buchs „Und täglich grüßt Parkinson“ ist der Alltag mit der Erkrankung. Wie Ondrich im Gespräch ausführt, ist neben der medikamentösen Therapie „Bewegung das Wichtigste“. Über 2500 Mal hat er als Betroffener die Übungen der etablierten BIG-Bewegungstherapie bereits ausgeführt: Eine Übung beinhaltet etwa weite Schritte nach vor. Dieses Training zielt darauf ab, die Verkleinerung der Bewegung aufzuhalten. Zum Reha-Klettern sagt er: „In der Wand hat man keinen Parkinson.“ Auch Jonglieren hat Ondrich erst mit Parkinson gelernt. (strosa)