Klimt schafft Österreich-Rekord: „Fräulein Lieser“ holt 30 Millionen
Mit Gustav Klimts Damenporträt „Bildnis Fräulein Lieser“ kam das teuerste je in Österreich versteigerte Werk bei „Im Kinsky“ in Wien unter den Hammer.
Wien – Manche träumten von einem Ergebnis zwischen 50 bis 70 Millionen Euro, letztlich kam „Bildnis Fräulein Lieser“ aber für 30 Millionen (exklusive Aufschläge) unter den Hammer – der Zuschlag von einem Bieter im Saal erfolgte im unteren Bereich des Schätzwertes. Und dennoch bleibt die gestrige Auktion in Wien Höhepunkt einer Sensation: Klimts Gemälde, das rund 100 Jahre als verschollen galt, tauchte heuer in österreichischem Privatbesitz auf. Dass ein Werk dieser Klasse überhaupt in Österreich versteigert wird, ist eine Seltenheit.
📽️ Video | „Fräulein Lieser“ um 30 Mio Euro zugeschlagen
Nun ist „Fräulein Lieser“ auch ganz offiziell das teuerste in Österreich versteigerte Kunstwerk – den Rekord hielt bisher ein Bild des flämischen Barockmalers Frans Francken II. mit 7,02 Mio. Euro. Neben Klimts teilweise unvollendetem Porträt einer Dame aus dem Hause Lieser wurden weitere Papierarbeiten Klimts, aber auch Werke von Egon Schiele im Auktionshaus „Im Kinsky“ angeboten.
Der aktuelle Auktionsrekord für ein Gemälde von Gustav Klimt (1862–1918) wurde im November 2022 aufgestellt. Damals kam „Buchenwald“ (Birkenwald) bei Christie’s in New York für 105 Millionen Dollar (104,6 Mio. Euro) unter den Hammer. 2023 folgte mit „Dame mit Fächer“ ein weiteres Spätwerk des Jugendstilmalers, es wurde für umgerechnet 99,33 Mio. Euro in London versteigert. Letzteres soll sich bei Klimts Tod im Februar 1918 neben mindestens acht weiteren noch im Atelier des Malers befunden haben.
Übereinkunft mit Familie
Als eines dieser letzten Bilder gilt auch das jetzt versteigerte „Fräulein Lieser“. Es ist nicht nur unvollendet, sondern auch nicht signiert. Dass es sich um einen Klimt handelt, daran besteht kein Zweifel, es gibt etliche Vorstudien dazu. Ungeklärt bleibt nur die Identität der Abgebildeten – drei Frauen der Familie Lieser kommen in Frage – und auch die Provenienzgeschichte des Bildes weist Lücken auf. Als Auftraggeber wird im Auktionskatalog die Familie Lieser ausgewiesen, die in der NS-Zeit wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt wurde. „Im Kinsky“ zufolge liegen keine Beweise für eine mögliche Beschlagnahmung des Bildes in dieser Zeit vor. „Umgekehrt wurden aber auch keine Beweise gefunden, dass das Gemälde in der Zeit zwischen 1938 und 1945 nicht geraubt wurde“, hieß es aus Wien.
Die historischen Lücken hatten laut Katalog die gegenwärtigen Eigentümer veranlasst, sich mit den Rechtsnachfolgern der Familie Lieser auf ein Übereinkommen im Sinne der „Washington Principles“ zu einigen. Die Ansprüche der Auftraggeber-Familie werden aus dem Erlös der Auktion abgegolten. Weitere Details dazu gab es nicht. Das Porträt wurde seit Anfang des Jahres u.a. in London, Hongkong und Genf, zuletzt in Wien, ausgestellt. (bunt, APA)