Emotionen gingen hoch

Linz-Trainer mit Wutrede in Time Out: „Verband will, dass Innsbruck Meisterschaft gewinnt“

Das Mikrofon lief während des Time-Outs mit. Linz-Trainer Facundo Morando sagte in seiner Rede an die Spielerinnen: „Vergesst den Schiedsrichter. Der Verband will nicht, dass wir die Meisterschaft holen.“
© GEPA pictures/ Patrick Steiner

Das Finale im österreichischen Damen-Volleyball spitzt sich zu. Nach einer 2:0-Führung der TI-Damen schaffte Titelverteidiger Linz-Steg in Innsbruck den Anschlusspunkt. Dabei ließ sich Gäste-Trainer Facundo Morando zu einer emotionale Aussage hinreißen.

Innsbruck – Je länger ein Finale, desto höher die Emotionen. Die TI-Volleyballerinnen verpassten am Dienstagabend die Chance, sich erstmals in der Vereinsgeschichte zum Österreichischen Meister zu krönen. Titelverteidiger Linz-Steg wehrte in Innsbruck den ersten Matchball der Tirolerinnen ab und stellte in der best-of-five-Finalserie auf 1:2.

Dabei ließ sich Linz-Steg-Coach Facundo Morando zu einer emotionalen Rede in einem Time-Out des dritten Satzes hinreißen, in Wortfetzen und auf Englisch: „Ladies. Der Schiedsrichter. Für mich. Der Verband will, dass Innsbruck die Meisterschaft gewinnt. Das spielt keine Rolle.“ Ausgerechnet als das Mikrofon für das TV-Livespiel mitlief. ORF-Sport-Kommenator Boris Kastner-Jirka reagierte irritiert und Kollege Johannes Hahn sprach den Argentinier nach dem 3:1-Sieg beim Interview auch darauf an, ob er das wirklich glaube. Morando versuchte sich in einer Erklärung: „Es ist immer schwierig in Innsbruck mit einem ihrer Schiedsrichter zu spielen, die wollen nicht, dass Linz Meister wird.“ Man werde aber sehen, wie es in den nächsten Spielen laufe, meinte er abschließend lächelnd.

Morandos Provokation hat funktioniert

Im TT-Gespräch am Tag darauf ruderte Morando, einst auch Bundesligatrainer der VC-Tirol-Damen zurück. Er habe nicht gesagt, dass man TI als Meister wolle, sondern, dass man Linz eben nicht wolle. „Aber das war in der Emotion, um die Spielerinnen anzuheizen, um eine Reaktion von ihnen zu provozieren. Und es hat funktioniert.“ Nach dem Aufholsatz der TI hatte Linz bekanntlich das Spiel mit einem 3:1-Sieg beendet. Die Einteilung von Tirol-lastigen Schiedsrichtern bei Spielen in Innsbruck stoße ihm aber weiterhin sauer auf: „Wie kann das sein? Das ist das Finale! Da sollten die besten Schiedsrichter im Einsatz sein und schon gar nicht die aus dem damit verbundenen Bundesland.“

Verband will keine Strafe wie im Eishockey

Beim österreichischen Volleyballverband hat man Morandos Anschuldigung wahrgenommen, mit wenig Freude, aber doch gelassen. „Ich habe es mir noch einmal angehört und würde es persönlich nicht überbewerten. Es geht um Emotionalisierung der Spielerinnen, in dem er die ganze Welt als gegen sich gestellt sieht. Es fehlt auch die sachliche Argumentation dahinter“, erklärt ÖVV-Sportdirektor Roland Schwab. Aus seiner Sicht hätten die Schiedsrichter eine hervorragende Leistung gebracht und es liege auch in der Natur des Spiels, dass Trainer für die Auslegung zugunsten ihres Teams kämpfen.

Linz-Steg-Trainer Facundo Morando heizte seine Spielerinnen mit einer Kritik an Schiedsrichter und am Verband an.
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Von Sanktionen will man absehen. Zum Vergleich: Red-Bull-Salzburg Eishockeyspieler Peter Schneider hatte seiner Liga zuletzt ebenso Parteilichkeit vorgeworfen. „Ich verstehe schon, dass die Liga nicht unbedingt will, dass Salzburg dreimal hintereinander gewinnt. Das ist uns ganz klar und dagegen müssen wir ankämpfen“, hatte der 33-Jährige in einem Puls24-Interview gemeint. Wegen Verletzung der sportlichen Integrität der Liga bekam er 5000 Euro Strafe (zur Hälfte bedingt mit Probezeit) aufgebrummt.

Keine Tiroler und Linzer Schiedsrichter in den letzten Spielen

„Andere Verbände fahren da schon ein anderes Programm“, sagt Schwab. Zu solch einer Maßnahme wolle der ÖVV aber nicht greifen, er werte Morandos Aussage eben als Emotionalisierung, so der Sportdirektor, der noch anfügte: „Wir als ÖVV-Mitarbeiter sind neutral. Wir klatschen entweder für beide oder für kein Team.“

Wir haben keine Profischiedsrichter. So steht an einem Dienstagabend auch nicht jeder zur Verfügung. Die Vereine reden immer davon, nur die Besten haben zu wollen, die Kosten dafür tragen wollen sie aber nicht.
Harald Rotter, Technischer Direktor des österreichischen Volleyballverbandes

Die Kritik an der Einteilung der Schiedsrichter wollte der beim ÖVV dafür zuständige Technische Direktor Harald Rotter auch nicht so stehen lassen. „Wenn es möglich ist, Schiedsrichter aus einem anderen Bundesland einzuteilen, machen wir das ohnehin. Für die letzten beiden Spiele ist das auch so geplant.“ Partien unter der Woche seien aber oft schwer zu besetzen, weil man keine Profireferees habe. Rotter: „Ich war beim Spiel auch selbst anwesend. Der ein oder andere Fehler kann passieren, aber es wurde keine Mannschaft bevorzugt.“

Austrian Volley League Finalserie der Damen

Best-of-Five-Serie:

  • 3. Spiel am Dienstag in Innsbruck: TI-Schuh-Staudinger-volley - Oberbank STEELVOLLEYS Linz-Steg 1:3 (23:25, 17:25, 25:13, 19:25)
  • Bisher gespielt: 1. Spiel (17.April in Innsbruck): TI-volley - Linz-Steg 3:0 (26:24, 25:19, 25:21); 2. Spiel (21. April in Linz): Linz-Steg - TI--volley 0:3 (20:25, 25:27, 23:25).
  • 4. Spiel: Montag, 29. April (NMS Kleinmünchen, 20.20 Uhr): Linz-Steg - TI-volley; falls nötig: 5. Spiel Mittwoch, 1. Mai (Innsbruck, 17.35 Uhr): TI-volley - Linz-Steg.

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