Wenn der Befund auf dem falschen Computer landet
Der gläserne Patient genießt bei der Behandlung Vorteile. Der Nachteil ist, dass seine elektronische Krankenakte missbraucht werden könnte.
Innsbruck –Der schwache Kreislauf, die Zuckerkrankheit, alle Allergien, die Anti-Depressiva und jeder gesundheitsrelevante Befund einer Person stehen in einer Akte. Gespeichert und abrufbereit für jeden Arzt und den Patienten selbst. Die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) wird trotz der anhaltenden Diskussionen kommen. Missbrauch laut Gesundheitsministerium ausgeschlossen. Doch schon jetzt schwirren jede Menge Informationen eines Patienten im weltweiten Netz herum. Gestern Abend diskutierten Experten in Innsbruck über die Datensammlung mit medizinischen Geräten und wie groß die Gefahr von Missbrauch bei zentral gespeicherten Krankenakten ist.
Wenn heutzutage eine Maschine auf dem Nachtkästchen den Blutzucker eines Diabetikers oder die Herzfrequenz eines Patienten mit Herzschrittmacher im Schlaf misst, werden die Daten über das Mobilfunknetz an die Zentrale eines Medizintechnikunternehmens geschickt. Mit den Daten werden Forschungen vorangetrieben. Florian Hintringer, Leiter der Kardiologischen Ambulanz an der Universitätsklinik Innsbruck, appelliert an diese Unternehmen, sorgsam mit den Daten umzugehen: „Nicht nur das eine Unternehmen sollte die Daten verwalten dürfen, sondern diese sollten vielen verschiedenen Forschungsgruppen zur Verfügung gestellt werden“, sagt er. Sonst sei einem Missbrauch Tür und Tor geöffnet.
Bei wissenschaftlichen Untersuchungen sei es entscheidend, ergänzt Datenschutzexperte Rainer Gerling von der Max-Planck-Gesellschaft, dass die Daten anonymisiert werden. „Landen solche persönlichen Informationen allerdings beim Falschen, kann das unerfreuliche Konsequenzen haben. Ein Arbeitgeber trennt sich von jemandem, von dem er eine bestimmte Krankheit kennt. Eine Krankenversicherung versichert einen Patienten gar nicht oder nur zu schlechteren Konditionen“, zählt Gerling die Probleme von zentralen Datenbanken auf.
Einer elektronischen Gesundheitsakte steht er deshalb skeptisch gegenüber. Ähnlich argumentiert Christoph Wild von der Initiative InnsbruckOpen: „Wenn große Datenpools wo gespeichert werden, etwa bei einer Firma, wissen wir derzeit noch nicht, was die damit anfangen“, sagt der Veranstalter der Diskussion, an der auch EU-Abgeordnete Eva Lichtenberger (Grüne) teilnahm. (chris)