Literatur

Frühlingserwachen in Papierblättern

Die Leipziger Buchmesse verzeichnet einen Zuwachs von Ausstellern. Ein großes Thema ist die Zukunft von unabhängigen Literaturverlagen.

Von Sabine Strobl

Innsbruck –In Frankfurt herrscht Geschäftsstimmung, in Wien herbstlicher Lesegenuss und in Leipzig Frühlingserwachen. Vom 15. bis 18. März steht die ostdeutsche Kulturstadt Leipzig im Mittelpunkt der Buchbranche. Über 2000 Verlage aus 44 Ländern haben sich für die Buchmesse angemeldet. 100.000 Bücher sollen sich in den Ausstellungshallen stapeln, 160.000 Besucher werden laut Veranstalter erwartet. Für das gleichzeitig stattfindende Lesefest „Leipzig liest“, dem derzeit größten Buchfestival Europas, sind 2600 Veranstaltungen an über 350 Orten geplant. Wie Buchmessedirektor Oliver Zille in einer Aussendung erklärt, „drängen vor allem die kleinen und unabhängigen Verlage in diesem Jahr auf die Buchmesse“. Gerade diese Verlage spreche die Kombination Messe und Lesefest an.

Der Frühlingswind scheint die Krisenstimmung des Buchmarktes zu verblasen. „Mit acht Prozent mehr Einzelausstellern verzeichnet die Leipziger Buchmesse so viele wie nie zuvor“, sagt Martin Buhl-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung. Die Ausstellerzahlen haben sich vor allem im Bereich Belletristik sowie Kinder- und Jugendbuch vergrößert. Für das junge Publikum stehen über 400 Veranstaltungen zu Auswahl.

Es ist eine Buchmesse mit Charme und ungewöhnlichen Veranstaltungsorten, die bis zur Kaffeerösterei reichen, erzählt Gerlinde Tamerl vom Innsbrucker Haymon Verlag, der mit Bettina Balàka und Edith Kneifel u. a. mit zwei starken Autorinnen vertreten ist. Der Innsbrucker Limbus Verlag stellt sich heuer das erste Mal in Leipzig vor. „Auf die Leipziger Buchmesse geht das Publikum. Wir können also in direkten Kontakt mit den Lesern treten und so unser Programm präsentieren“, erklärt Verleger Bernd Schuchter.

Gleich zur Eröffnung am 15. März wird der Leipziger Buchpreis verliehen. Die mit insgesamt 45.000 Euro dotierte Auszeichnung wird in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung verliehen. Letztes Jahr wurde unter anderem der Österreicher Clemens J. Setz für seinen Erzählband „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ ausgezeichnet. 16 Autorinnen und Autoren rittern heuer um die Auszeichnung. Wie sich beim Online-Voting zeigt, ist der bereits letztes Jahr nominierte Wolfgang Herrndorf der Favorit des Publikums. Der schwerkranke gebürtige Hamburger ist heuer mit dem Roman „Sand“, ein Thriller in einer unwirklichen Wüstenlandschaft spielend, nominiert.

Neben den Schwerpunkten junge deutschsprachige Literatur, Südosteuropa, Comic, Hörbuch soll die Schiene „Fokus Bildung“ weiter ausgebaut werden. Weiters wird es heuer eine Auseinandersetzung über die Zukunft von unabhängigen Verlagen geben. Viele Branchenkenner sprechen bereits von der größten Umwälzung seit Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks. Für junge und literarische Verlage sind ungeklärte Fragen des Urheberrechts ebenso interessant wie die digitale Revolution, globale Märkte oder der Umgang mit der Machtkonzentration von Konzernen.