Bei Kraftwerksvarianten ist auch Matrei mit im Boot
Heute Abend werden Ausführungsvarianten zum Kraftwerksprojekt Obere Isel präsentiert. Die Gegner beweisen weiter Entschlossenheit.
Von Claudia Funder
Lienz –Vor zwei Wochen warfen Adolf Berger und Reinhold Bacher, wenig später auch Gerlinde Stocker enttäuscht das Handtuch und verließen den Iselrat, die TT berichtete. Nach diesem Schritt sind keine Kraftwerksgegner mehr in jenem Gremium, das ein Sprachrohr der Bevölkerung sein sollte. Die drei vakanten Sitze stünden zur Verfügung, Interessenten mögen sich in den Gemeinden Virgen und Prägraten melden, heißt es einladend auf der Homepage des „Virgentaler Weges“.
Die drei Kämpfer für den Erhalt der Isel luden gestern gemeinsam mit Mitstreiterin Regina Köll – sie alle gehören zur Kerngruppe der „Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Virgental“ – zu einem Pressegespräch. Vorab informierten sie über jene Kraftwerksvarianten, die heute Abend um 19 Uhr in Prägraten der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Es handelt sich um insgesamt zwölf Varianten plus eine Stufenvariante“, verrät der 28-jährige Maschinenschlosser Reinhold Bacher. Für die verschiedenen Ausführungen würden drei Standorte für den Speicherteich (Tönig, Feldner/Richtung Hinterbichl und – als größte Version auf der Schattseite von Prägraten – St. Andrä) zur Diskussion stehen. Als mögliche Krafthaus-Standorte kämen Unterpöllach sowie – für viele sicher unerwartet – Prossegg und Seblas in Matrei infrage. Überraschend deshalb, weil BM Dietmar Ruggenthaler (Virgen) noch vor nicht allzulanger Zeit versicherte, man werde keinen Fuß auf Matreier Gemeindegebiet setzen. Mit einigen der angedachten Stollenausführungen würde sich, so Adolf Berger, die Ausleitungsstrecke deutlich verlängern. Er zeigte sich verwundert, warum die im Vorjahr noch aufgrund der geologischen Voraussetzungen ausgeschlossene Südvariante wieder im Gespräch sei und man plötzlich mit Matrei zusammenarbeite. Viele Leute im Tal würden sich Geld und Jobs erwarten, seien aber kaum informiert. Wolfgang Widmann, Geschäftsführer des Projektanten Infra, habe, berichtet Bacher, erklärt, dass kein einziger dauerhafter Arbeitsplatz geschaffen werde.
Die Kraftwerksgegner planen mehrere Aktionen, sehen deutlich mehr Potenzial für das Tal mit einer intakten statt einer ausgeleiteten Isel. Der Tourismus würde mit der Realisierung des Projektes nachhaltig geschädigt werden.
Gestern appellierte auch der Nationalparkbeirat an das Land Tirol, die Kraftwerkspläne an der Isel und ihren Zubringerflüssen zu stoppen. Die Gewässer würden ein unschätzbares Kapital für die Bevölkerung und den naturnahen Tourismus bedeuten.