Ein offiziell zum Künstler geadelter Baumeister
Der Architekt Horst Parson wird heute von Kulturlandesrätin Beate Palfrader mit dem Tiroler Landespreis für Kunst 2012 ausgezeichnet.
Von Edith Schlocker
Innsbruck –Als er vor einigen Wochen von der Verleihung des immerhin höchsten Preises, den das offizielle Tirol auf kulturellem Gebiet zu vergeben hat, an ihn erfahren hat, habe er sich schon sehr gefreut, gibt Horst Parson zu. „Vielleicht mehr, als ich mich vor zehn Jahren gefreut hätte“, sagt der 77-Jährige, sei er mit den Jahren doch „milder geworden“. Und nach vielen Rückschlägen tue etwas Lob in der Form dieses immerhin mit 14.000 Euro versüßten Preises schon etwas gut.
Dieser Preis adle ihn nun offiziell zum Künstler, als den er sich nie gesehen hat. „Ich fühle mich eher als Baumeister“, sagt der 1935 geborene Parson, der nach Josef Lackner, Othmar Barth und Margarethe Heubacher-Sentobe erst der vierte Architekt ist, der den alljährlich alternierend auf Vorschlag des Kulturbeirats des Landes in den unterschiedlichen Kunstsparten vergebenen Preis bekommt.
Was Parson nicht aushält, ist das „theoretische Geschwafel“, das als „Nachtkastlphilosophie“ weltweit an den hohen Schulen der Architektur verzapft werde. Da sieht sich der an der TU Graz Ausgebildete schon lieber in der Tradition barocker Baumeister, gehe es ihm doch „um die konkrete Verwandlung von Ideen in gebaute Materie“. Die benutz-, belebbar sein muss, und das mindestens 100 Jahre lang.
Dabei ist Horst Parson ein großer Ästhet, auch wenn er dies absolut nicht hören mag. Auf alle Fälle ist er kein Kistenbauer, sondern der Formulierer von Räumen, die im besten Fall mit Bedeutungen aufgeladen sind, Ruhe verströmen, Wurzeln zulassen. Die Meister der klassischen Moderne – vom Bauhaus bis zu Le Corbusier – seien jene, an die er angeknüpft habe, immer auf der Hut davor, architektonischen Moden in die Falle zu gehen. Um bisweilen trotzdem hineinzutappen, etwa in die der Postmoderne, was der Architekt heute sehr bedauert.
Auf alle Fälle folge in seiner Art zu bauen die Form immer der Funktion und nie umgekehrt. Selbst in jenen Architekturen, die wie bewohnbare Skulpturen daherkommen, gehe es um das Tradieren von Urformen des Bauens. Um das Kreisen um Räume, Proportionen, Wege, der Verhältnisse des Details zum Ganzen, das Licht. Sein eigenes Traumhaus hat sich Parson nie gebaut. Der Plan dafür hängt allerdings in seinem Büro an der Wand: Es ist klein, bescheiden, bestimmt von ganz klaren Formen, räumlich interessant. Formuliert als Gegenpol zur Natur.
Horst Parson hat sehr viel entworfen, viele Wettbewerbe gewonnen, viele nicht. Seine wichtigsten Bauten sind u. a. die Bergkapelle in der Axamer Lizum, die Auferstehungskirche in Neu-Rum, das Schulzentrum Telfs, die Wohnanlage Seewirt in Innsbruck, die Universitätssporthalle. Besonders leid tut es ihm um einige Kirchen, die er für die Schublade entworfen hat. Oder um seinen Entwurf für die Innsbrucker Eishalle, die er noch als Student geplant hat. „Wäre diese gebaut worden, wäre ich heute berühmt“, glaubt Parson. Sein Traum ist allerdings immer die nächste Aufgabe, die es im Moment aber nicht gibt. Um trotzdem nicht aufhören zu wollen.
Als kritischer Beobachter der Szene, der sich viele Jahre lang auch als Präsident der Zentralvereinigung der Architekten standespolitisch engagiert hat, hat sich Parson nie ein Blatt vor den Mund genommen. Trotz aller Kritik an Kollegen, Denkmalschützern und Stadtplanern gibt es aber auch so manches Lob, besonders für Architekten, die durch seine Schule gegangen sind. Dass die Kirche St. Norbert von Josef Lackner nun vom Abriss bedroht ist, ist für Parson „eine Sauerei“. Um trotz allem in einem nächsten Leben wieder Architekt werden zu wollen.