Isel ist offiziell „Flussheiligtum“

Kraftwerkspläne für Osttirol liegen mehrere auf dem Tisch. Der WWF und eine Allianz von heimischen Initiativen bekräftigten gestern ihr Nein zum Großprojekt im Virgental.

Von Claudia Funder

Prägraten –Osttiroler Fließgewässer befinden sich im Fokus von Stromproduzenten. Die Befürworter argumentieren mit attraktiven Einnahmen, welche die Gemeindekassen füllen sollen.

Die Bürgermeister von Virgen und Prägraten, Dietmar Ruggenthaler und Anton Steiner, die ein Großprojekt im Virgental planen, präsentierten gestern ihre Sichtweisen vor Journalisten aus ganz Österreich. Es gebe, so die Ortschefs, nach der Volksbefragung im Juni ein klares Bekenntnis des Bürgerwillens. Man habe den Auftrag, die Zukunft des Tales zu gestalten. Das Projekt entstehe im Einklang mit der Natur.

Eine Pressereise des WWF hatte die Vertreter der schreibenden Zunft für zwei Tage ins Virgental gebracht, um auf die Schönheit der Isel in ihrer ökologischen Intaktheit, aber auch auf die Gefährdung des Alpenflusses hinzuweisen.

Der WWF verfolgt die Entwicklung in Osttirol in puncto Kraftwerkspläne seit Langem mit Akribie und rief wiederholt zum Umdenken auf. Mit im Chor der kritischen Stimmen ist eine breite OsttirolerInitiativen-Allianz. Die Realisierung von großen Projekten an der Isel würde, da ist sich die gemeinsame Front einig, den Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich zerstören.

Ein Höhepunkt des Programms war die offizielle Eröffnung des „Flussheiligtums Isel“. Offiziell deshalb, weil die Isel bereits seit 1998 zu den 74 Flussstrecken Österreichs zählt, die von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sowie WWF zu „Heiligtümern“ ernannt worden waren. Damals verpflichteten sich Republik und WWF zum Einsatz für deren Erhalt in naturnahem Zustand.

Zur Eröffnung des „Nationalen Flussheiligtums“ kam auch WWF-Stiftungsratsvorsitzender Bernd Lötsch: „Mit der Natur verhält es sich wie mit der Gesundheit. Den Wert erkennt man erst, wenn sie schwindet.“ Der Bau derartiger Kraftwerke diene einzig geschäftlichen Interessen.

„Das Kraftwerk ist völlig an der Natur vorbeigeplant“, ärgert sich WWF-Biologe Bernhard Kohler, der von Umweltminister Niki Berlakovich den zugesagten Einsatz für den Schutz des Flussjuwels fordert. Bald könnte die Isel das Prädikat „Natura-2000-Gebiet“ verliehen bekommen.