Bauernaufstand gegen die Kraftwerkspläne der Tiwag
Eigentümer wollen die Tiwag nicht auf ihren Grundstücken im hinteren Ötztal sehen und auch nicht, dass Wasser abgeleitet wird.
Von Anita Heubacher
Innsbruck –Wenn es darum geht, dass das Ötztaler Wasser im Ötztal bleiben soll, wird von den Bauern die alleroberste Instanz angerufen. „So hat der liebe Gott das nicht vorgesehen“, meinten Markus Pirpamer, Reinhard Scheiber und Jakob Prantl gestern bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Die drei vertreten insgesamt 50 Grundbesitzer aus dem hinteren Ötztal.
Ebendort will die Tiwag für das Kraftwerksprojekt im Kaunertal Wasser ableiten. Die Venter und die Gurgler Ache würden angezapft. Dies sei ein „Gewalteingriff“, den man um alles Geld der Welt nicht zulassen werde. „Da muss man uns schon enteignen.“ Von der Tiwag sei man bis dato nicht kontaktiert worden. „Niemand hat mit uns als Grundbesitzer ein Gespräch gesucht.“
Neben der überirdischen werden aber auch weltliche Instanzen bemüht. In einem Schreiben an Umweltminister Nikolaus Berlakovich und LH Günther Platter (beide VP) erklären die drei Ötztaler, warum sie gegen die Ausbaupläne der Tiwag sind. Durch einen 26 Kilometer langen Stollen solle das Wasser aus dem Ötztal in den Gepatschspeicher im Kaunertal geleitet werden. Dadurch werde der Flußlauf der Achen gestört. „Wir brauchen das Wasser für die Landwirtschaft, den Tourismus und für die nächste Generation“, erklärte Scheiber. Die Folgen des Eingriffs halten die drei Bauern „für nicht abschätzbar“.
Außerdem werfen sie dem Landesenergieversorger vor, mit falschen Argumenten zu hantieren. „Ein Speicherteich kann nicht vor Hochwasser schützen“, erklärte Scheiber. Und wie sich das der gemeine Städter vorzustellen hat, wurde alsbald bei der Pressekonferenz demonstriert. Scheiber goss in ein halbvolles Glas Wasser, Wasser aus einem zweiten und dritten Glas. Das Glas ging über. „Ein Speicher kann auch nur eine gewisse Menge Wasser aufnehmen, nicht aber das zusätzliche Wasser aus dem Ötz- und Pitztal.“
Nicht mit Wassergläsern, sondern mit einer Studie der Technischen Universität München wartet Tiwag-Vorstand Bruno Wallnöfer auf. Darin werde bestätigt, dass das Kraftwerksprojekt einen Hochwasserschutz für das Ötztal biete.
Wallnöfer ist zuversichtlich, dass das Kraftwerk Kaunertal gebaut wird. „Es ist das wichtigste Projekt der Tiwag mit einem Investitionsvolumen von 1,3 Milliarden Euro.“ Sieben Jahre lang habe man das Projekt vorbereitet und viel umgeplant. Im Juli hat die Tiwag das Projekt bei der UVP-Behörde eingereicht. Dass sich nun Widerstand rege, überrascht Wallnöfer nicht. „Wir haben ein langes Verfahren vor uns.“ Am Ende werde man die Gegner überzeugen können. „Wir setzen auf Dialog.“ Das Wort Enteignung will der Tiwag-Chef erst gar nicht in den Mund nehmen.
Den Kontakt zu den Agrariern habe der Tiwag-Projektleiter bereits gesucht, versichert Wallnöfer. „Wir nehmen jeden Protest ernst, aber für uns ist es auch business as usual.“ Protest gehört also für den Landesenergieversorger zum Tagesgeschäft.