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Rätsel um von Lanze durchbohrten Mann nach 400 Jahren gelöst

Ein ungarischer Edelmann – zu sehen in einem Gemälde im Schloss Ambras – soll mit der Waffe im Kopf noch ein Jahr gelebt haben.

Innsbruck/Budapest - Knapp 400 Jahre hat es gedauert, bis ein immer wieder für Fragen und Rätselraten sorgendes Gemälde der Kuriositätensammlung des Schloss Ambras nun gelöst werden konnte. Es zeigt ein Porträt des ungarischen Edelmanns Gregor Baci mit einer Lanze quer durch den Kopf. Der Geschichte zufolge soll der Mann nach seiner Verletzung noch ein Jahr mit der Waffe gelebt haben. Wissenschafter der Innsbrucker Universitätsklinik für Radiologie haben das Unglaubliche jetzt geklärt, berichtete „ORF Tirol online“ am Samstag.

„Die Waffe ist durch die Augenhöhle in den Kopf eingedrungen und hat sich den Weg des geringsten Widerstands gesucht. Das ist genau zwischen Gehirn und Knochen“, erläuterte Neurochirurg Wilhelm Eisner von der Klinik Innsbruck die Erkenntnisse. Dadurch sei das Gehirn verlagert worden. „Und wenn es zu keiner Zerreißung der Hirnhaut kommt, die ja das Hirn vor Infektionen schützt, dann kann man damit weiterleben“, erklärte der Wissenschafter die Umstände.

Weil die Waffen damals alle mit Farben beschichtet sowie bleihaltig und mit anderen toxischen Substanzen bestrichen gewesen seien, hätten sie gegen Bakterien gewirkt. „Dadurch brauchte es länger, dass sich eine Infektion durchsetzen konnte“, sagte Eisner weiter. Schließlich starb der Edelmann aber daran.

Zur Klärung des historischen Rätsels war die Arbeit von Experten der Radiologie gefragt. „Wir haben versucht, einen dreidimensionalen Datensatz eines Patienten auf dieses zweidimensionale Gemälde zu mappen, um die Geometrie in etwa zu erfassen“, wurde Wolfgang Recheis von der Experimentellen Radiologie im ORF zitiert. Dadurch sollte die Betrachtung aus allen drei Raumrichtungen ermöglicht werden. In dieser Abteilung der Uni-Klinik werden seit Jahren Modelle für Operationsplanungen erstellt und in Kunststoff ausgedruckt. Diese Technologie wurde nun auch für die historische Spurensuche genutzt.

Der Ungar dürfte sich die schwere Kopfverletzung vermutlich bei einem Ritterturnier beim Lanzenstechen zugezogen haben. Die Waffe war durch das Auge ein- und in der Nackengegend wieder ausgetreten. So dürfte Gregor Baci überlebt haben. Die Idee für die wissenschaftliche Nachforschung war schließlich durch die zum Teil entgegengebrachte Skepsis zu dem Gemälde entstanden, hieß es. (APA)

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