Stiftung soll Keimzelle für Dorfentwicklung sein

Die Kaunertaler haben ein Entwicklungsprogramm verfasst. Umgesetzt werden soll es, egal, ob das Kraftwerk ausgebaut wird oder nicht.

Von Matthias Reichle

Kaunertal –„Wir wussten, dass das Großkraftwerk wieder Unruhe ins Dorf bringt und wir brauchten einen Weg, damit umzugehen, ohne dass das Ganze eskaliert“, erinnert Bürgermeister Pepi Raich. Vor rund einem Jahr wurde die Idee eines Bürgerbeteiligungsprozesses geboren. Im März 2012 trafen sich die Einwohner der 600-Seelen-Gemeinde zum ersten Mal im so genannten „Café Kaunertal“ – Monate bevor das 1,1 Mrd. teure Tiwag-Projekt für den Ausbau des Kaunertalkraftwerks beim Land eingereicht wurde.

Das Resultat aus den regelmäßigen Treffen ist ein „Entwicklungsprogramm“ und die Idee einer „Kaunertal-Stiftung“, mit der die Gemeinde „unkompliziert und unbürokratisch“ Projekte für Landwirtschaft, Tourismus, dörfliche Infrastruktur usw. umsetzen kann.

Das Papier wurde inzwischen einstimmig im Gemeinderat bestätigt, wie Rainer Krismer berichtete. Zusammen mit der Mediatorin Marion Amort hatte der Imster das Projekt begleitet und gemanaget.

Eine Bürgerbefragung – wie von einem Teil der Kaunertaler gefordert, werde es vorerst nicht geben, führt er aus. „Weil das Kraftwerk zu weit weg ist, weil sich noch zu viel verändern wird und weil Fragen noch nicht ausreichend beantwortet sind, macht eine Momentaufnahme derzeit keinen Sinn.“ Aber auch weil er das Entwicklungsprogramms gefährdet sieht.

Dieses sei von der Umsetzung des Kraftwerksprojekts unabhängig, betont Amort: „Man hat gesehen, dass jetzt etwas für das Tal getan werden muss.“ Egal, ob Kaunertal II kommt oder nicht.

Zu den priorisierten Projekten gehört zum Beispiel die Sanierung und die Attraktivierung des Kaunertalcenters, der Ausbau des gemeindeeigenen Trinkwasserkraftwerks, aber auch die bessere Anbindung des Tales ans öffentliche Verkehrsnetz.

LH Günther Platter und LHStv. Toni Steixner haben mündlich zugesichert, dass sie das Konzept unterstützen. Beim Hallenbad zum Beispiel gibt es derzeit ein Förderangebot von 30 Prozent durch das Land. Raich erwartet sich hier außerdem die Unterstützung der Tiwag. Auch beim Ausbau des Trinkwasserkraftwerks ist man auf Wasser des Energieversorgers angewiesen. „Die erste Reaktion war nicht entgegenkommend“, betont Mediator Rainer Krismer, die Tiwag werde die Forderung aber noch einmal von ihrer wirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Seite überprüfen.

Vizebürgermeister Werner Gfall war angesichts fehlender Zugeständnisse noch „enttäuscht“. Auch Gemeindevorstand Gerhard Larcher war „nicht ganz zufrieden“. Vom Bürgerforum war er trotzdem überzeugt. „Das Kraftwerk hat einen Riss im Kaunertal verursacht – trotzdem haben wird uns an einen Tisch gesetzt. Gegner und Befürworter verstehen sich nun besser“, betonte er.

Ganz abgeschlossen ist der Prozess übrigens noch nicht. Man werde auch die Umsetzung begleiten, betonte Krismer. Der nächste Termin, bei dem sich die Bevölkerung übers Kraftwerk informieren kann, ist vom 21. bis 23. Juni bei einer dreitägigen Tiwag-Infomesse. Dort würden auch die 186 Fragen beantwortet, die man der Tiwag gestellt hatte. Die bisherige Beantwortung sei zum Teil zu kompliziert gewesen, sodass man sie noch einmal an den Energieversorger zurückgeschickt hatte. „Damit es jeder versteht“, betonten die Mediatoren.