Der Professor lässt im Labor die Funken sprühen

Chemiker Hubert Huppertz entdeckte erstmals den Stoff, der die LED-Lampen zum Strahlen bringt. Seine Experimente sind legendär.

Von Julian Bathelt

Innsbruck –Ohne nur einen Tropfen Schweiß zu vergießen, presst Professor Hubert Huppertz mit rund tausend Tonnen zwei pulverförmige Substanzen zusammen. Durch den Druck und zusätzliche Hitze sollen die Substanzen miteinander reagieren, um so neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen zu können. Die Kraft schöpft der Chemiker allerdings nicht aus seinen Händen, sondern aus einer hochmodernen Presse, die im neuen Zentrum für Chemie und Biomedizin (CCB) steht. „Mit diesem Gerät haben wir die Möglichkeit, bis zu 250.000 bar Druck zu erzeugen“, verrät Huppertz, „das können nur wenige Chemikergruppen weltweit.“ Ein Autoreifen hat im Vergleich rund 2,5 bar Druck.

Der gebürtige Deutsche wollte eigentlich Musiker werden, ehe er sich für das Chemiestudium entschied. Seit fünf Jahren ist er an der Universität Innsbruck als Professor tätig und hat das Amt des Dekans der Fakultät für Chemie und Pharmazie inne. Als promovierter Chemiker habe man zwei Möglichkeiten: „Entweder die universitäre Forschung und Lehre oder die Industrie“, sagt der Professor.

Er entschied sich für den herausfordernden Weg zur Professur und dabei gelang es ihm, im Rahmen seiner Doktorarbeit den Stoff zu entdecken, der einen Großteil der heutigen Leuchtdioden, kurz LED, zum Strahlen bringt. „Das ist nur im Freiraum der universitären Forschung möglich“, erklärt Huppertz, „wobei die Ergebnisse der Allgemeinheit dienen.“ In der Industrie seien Chemiker viel mehr an Vorgaben gebunden und könnten sich nicht in alle Forschungsrichtungen ausleben.

Seinen Studenten rät er daher, sich genau zu überlegen, wo sie später einmal arbeiten wollen. „Nur mit Bachelor- oder Masterabschluss wird man als Chemiker nicht besonders weit kommen, ich rate jedem zum Doktorat“, meint Huppertz. Das Studium sei ohnedies sehr anspruchsvoll und sollte voll ausgenutzt werden. Vor allem die vielen praktischen Laborübungen würden den Studenten einiges an Verständnis abverlangen und nur mit Auswendiglernen habe man keine Chance.

Huppertz zeigt seinen Erst- und Zweitsemestrigen deshalb rund 500 Experimente. Die Studenten würden die zum Teil sehr spektakulären Vorstellungen genießen, sie sollen aber auch auf die Gefahren in der Chemie vorbereitet werden. „Sprühende Funken, explodierende Substanzen oder Pannen merken sich die Studenten ganz genau“, sagt der Chemieprofessor. Seine äußerst beliebte Weihnachtsvorlesung, die beinahe einer Zaubershow gleicht, ist meistens schon ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht: „Kommen darf jeder, ohne Voranmeldung geht da aber nichts mehr“, schmunzelt Huppertz.