„Ich will nicht als Bettelfürst in Reuttes Annalen eingehen“
Pflachs Bürgermeister Schönherr weigert sich, den Wasserpreis für eine Notversorgung mit der Nachbargemeinde nachzuverhandeln.
Von Helmut Mittermayr
Pflach –„Ceterum censeo Carthaginem delendam esse.“ Im alten Rom ließ Senator Cato über Jahre keine einzige Sitzung aus, in der er – völlig unabhängig von der Tagesordnung – am Ende einer jeden Rede den Antrag einbrachte, die Stadt Karthago dem Erdboden gleichzumachen. Ihm zur Ehre könnte nun der Pflacher Gemeindevorstand Gerhard Schönherr gereichen. Gebetsmühlenartig fordert das Mitglied des Überprüfungsausschusses BM Helmut Schönherr immer wieder auf, mit der Gemeinde Reutte in Sachen Senkung des Wasserpreises in Verhandlungen zu treten. Dorfchef Schönherr lehnt das rundheraus ab: „Ich werde nicht als Bettelfürst in die Reuttener Annalen eingehen.“
Die Vorgeschichte: Wie die meisten Tiroler Gemeinden hat auch Pflach für den Fall der Fälle vorgesorgt. Sollte einmal ein Problem mit der eigenen Trinkwasserversorgung auftauchen, ziehen sowohl Musau als auch Reutte ihre Schieber, um es umgehend sprudeln zu lassen. „Mit Musau ist mündlich sogar eine gegenseitige kostenlose Hilfe vereinbart“, ließ BM Schönherr wissen. „Und in Reutte kostet uns das Wasser genau jenen Kubikmeterpreis, den alle Reuttener auch bezahlen müssen. Nämlich 0,94 Euro.“
Genau hier setzt der nachnamensgleiche Gerhard Schönherr seine Kritik an: „In Pflach kostet der Kubikmeter nur 0,66 Euro. Bürgermeister, ich fordere dich auf, nachzuverhandeln. Schließlich brauchen wir wohl nicht das Reuttener Netz mitzufinanzieren und könnten einen Großabnehmerpreis erzielen.“
BM Schönherr amüsierte sich beim Wort Großabnehmerpreis: „Im vergangenen Jahr haben wir von Reutte Wasser im Gesamtwert von 52 Euro bezogen. Ich werde keinen Finger rühren. Ich habe schon bei den Stromkosten für unsere Pumpen bei Reuttes E-Werken gebettelt und einen Nachlass erhalten. Nochmal mach’ ich das nicht.“
Der Dorfchef ließ auch wissen, dass niemand im Pflacher Gemeinderat so blauäugig sein solle, dass Reutte den Nachbarn Wasser billiger zur Verfügung stellen werde als den eigenen Bürgern in der Marktgemeinde. „Die Wirklichkeit schaut doch ganz anders aus. Bei uns ist der Wasserpreis mit 0,66 Euro seit Jahren schon nicht mehr kostendeckend. Aber diese Diskussion will wohl niemand in Pflach wirklich lostreten.“
In einem Punkt herrschte dann im Schönherrschen Wassermatch doch Einigkeit. Helmut zu Gerhard: „Mit deinem Wasserverhandlungsthema verfolgst du mich schon jahrelang und gibst keine Ruhe.“ Der Gemeindevorstand lachend zum Bürgermeister: „Ja, da geb’ ich dir Recht.“