Mötz bewahrt gemeinsames Gedächtnis der Gemeinden
Die Bibliothek mit 1000 Büchern und 10.000 alten Bildern der Chronisten der Bezirke Imst, Landeck und Reutte ist umgezogen.
Von Thomas Ploder
Mötz –Bereits im Jänner 2002 wurde im Klösterle in Silz Tirols erste überregionale Chronistenbibliothek eröffnet. Die Restaurierung des Gebäudes und eine damit einhergehende Nutzungsänderung zwang die Chronisten nun zu einer Verlagerung der Sammlung. Zur Eröffnung der neuen Räume im ehemaligen Gemeindeamt Mötz durfte Landeschronist Helmut Hörmann als Initiator neben LR Beate Palfrader und Abt German Erd auch zahlreiche Bürgermeister und Gemeindevertreter sowie Interessierte aus der Bevölkerung begrüßen. Nach dem offiziellen Teil des Abends erläuterten die Chronisten im persönlichen Gespräch die Gustostücke der umfassenden Sammlung.
Helmut Hörmann erklärte dazu einige wesentliche Grundzüge des Chronikwesens, das in seiner Tiefe und Breite weit über die Dokumentation aktueller regionaler Ereignisse hinausgehe. So zähle auch die Auseinandersetzung mit alten Aufzeichnungen, die Interpretation von schriftlichen und bildlichen Darstellungen, die Suche nach Quellen und Wurzeln für regionale Entwicklungen und die Erarbeitung von thematischen Zusammenhängen zu den Kernaufgaben. Obwohl jeder Ortschronist in erster Linie in seiner eigenen Gemeinde arbeitet, „gilt es, auch überregional Wissen und Erfahrungen, Gehörtes und Erlebtes, Ereignisse in Freud und Leid und Zeugnisse des täglichen Lebens von den Ahnen zu übernehmen, zu bewahren und für die nächsten Generationen nachvollziehbar darzustellen“.
Der Erfolg hänge dabei vom verfügbaren Dokumentationsschatz ab. „Wie die Praxis zeigt, verfügen alle Chronisten über wertvolle Einzelstücke, die in ihrer Bedeutung über die Ortsgrenzen hinausgehen.“ Dazu zählen auch Bücher, vor allem Nachschlagewerke und Hintergrundliteratur, die für die Arbeit der Chronisten ein unverzichtbares Hilfsmittel darstellen.
In einem gemeinsamen Entwicklungsprozess entstand deshalb aus Teilen der Einzelsammlungen bereits vor mehr als zehn Jahren der Grundstock für die erste gemeinsame Bibliothek der Chronisten aus den Bezirken Imst Landeck und Reutte. Nun in Mötz angesiedelt, umfasst diese bereits mehr als 1000 Bände und wird ständig erweitert. Darüber hinaus findet sich neben anderen Zeitdokumenten auch eine Sammlung von Fotos und fast 10.000 Fotonegativen auf Glasplatten, die eine fast lückenlose Bilddokumentation über das Tirol vor ca. 100 Jahren geben. Diese wertvollen Einzelstücke stammen ursprünglich aus dem Archiv mehrerer Postkartenverlage und wurden „der Nachwelt“ kostenlos überlassen. Gerade aus Nachlässen und Geschenken, privaten Sammlungen und Firmenarchiven stammen die meisten der gesammelten Dokumente. Ein Ankauf von Unterlagen und Belegen ist den Chronisten, wegen der fehlenden Budgets, in der Regel nicht möglich.