China macht Uiguren für Anschlag auf Tiananmen-Platz verantwortlich
Der Anschlag mit fünf Toten sei „hinter den Kulissen“ von der Rebellengruppe Islamische Bewegung Ostturkestan unterstützt worden.
Peking – Die chinesischen Sicherheitsbehörden haben radikale uigurische Islamisten für den tödlichen Zwischenfall auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking verantwortlich gemacht. Der Anschlag mit einem Geländewagen sei „hinter den Kulissen“ von der Rebellengruppe Islamische Bewegung Ostturkestan (Etim) unterstützt worden, sagte der oberste Sicherheitsverantwortliche des Landes, Meng Jianzhu, in einer am Freitag ins Internet gestellten Videoaufnahme.
Der Vorfall ereignete sich am Montag, erst am Donnerstag benannten ihn die Behörden als „Terroranschlag“. Am Freitag kam nun hinzu, dass erstmals eine konkrete Gruppierung für den Anschlag verantwortlich gemacht wurde. Die Organisation Islamische Bewegung Ostturkestan wurde von der UNO 2002 als Zweig des Terrornetzwerks Al Kaida eingestuft. Allerdings ist über diese Bewegung kaum etwas Konkretes bekannt und es ist unklar, ob sie in der chinesischen Hauptstadt handlungsfähig ist.
Der chinesische Sicherheitsverantwortliche Meng, der dem Politbüro der Kommunistischen Partei angehört, äußerte sich bei einem Besuch in Usbekistans Hauptstadt Taschkent zu dem Vorfall in Peking. Nach Angaben von Augenzeugen und der Polizei war der Geländewagen am Montag vor der Verbotenen Stadt in eine Menschenmenge gerast und in Flammen aufgegangen. Alle drei Insassen und zwei Touristen wurden getötet, fast 40 weitere Passanten wurden verletzt. Fünf Verdächtige wurden festgenommen.
Fahrzeug stammt aus Unruheprovinz Xinjiang
Das Fahrzeug stammte nach Angaben der chinesischen Behörden aus der westchinesischen Unruheprovinz Xinjiang, seine Insassen gehörten einer Familie an - es waren neben dem Fahrer Usman Hassan dessen Frau und Mutter. Xinjiang ist Heimat der muslimischen Minderheit der Uiguren. Seit Jahrzehnten gibt es dort immer wieder blutige Auseinandersetzungen zwischen der Staatsmacht und Angehörigen der Minderheit mit ihren etwa neun Millionen Mitgliedern, die sich von der Regierung in Peking unterdrückt fühlt.
Der Forscher Barry Sautman von der Universität in Hongkong stellte die Zuordnung der Täter vom Montag zu einer Uiguren-Organisation in Frage. „War es eine Gruppe? - Wir wissen, dass es drei Personen aus einer Familie waren“, sagte Sautman. „Haben sie Verbindungen zu einer wichtigeren Organisation? - Das ist nicht wirklich geklärt.“ Der Sprecher des uigurischen Weltkongresses, Alim Seytoff, sagte, die offiziellen Mitteilungen aus China seien „in bestimmter Hinsicht kaum zu glauben und in anderer Hinsicht skandalös“. (APA/AFP)