Innsbrucker Tanzsommer

Trauer, Liebe, Hoffnung

© Julia Hammerle

Soul-Alarm statt Goal-Attacke: Das Dance Theatre of Harlem hat beim Innsbrucker Tanzsommer mit Leidenschaft und Leidenskraft begeistert. Und leichtfüßig Ballett mit Streetdance gepaart.

Von Christiane Fasching

Innsbruck –Es knattert und scheppert, dröhnt und tönt, wummert und vibriert. Klingt’s so, wenn in Harlem die Post abgeht? Gut möglich. Das Dance Theatre of Harlem wird sich für die Eröffnung des Innsbrucker Tanzsommers ja wohl nicht umsonst für diesen Soundteppich entschieden haben. Der bissige Beat untermalt das Eröffnungsstück „Contested Space“, mit dem die Big-Apple-Gäste die Dogana zur urbanen Tanzzone erklären. In dieser geht’s laut und stürmisch zu, wird zu ravig anmutenden Rhythmen Ballett getanzt, gleicht ein Pas de Deux einem Handgemenge. Uff – dieser Gruß aus Harlem wühlt auf und will nicht gefällig sein. Gefällt aber trotzdem, weil er zeigt, dass sich Tanz an keine Grenzen, an keine Normen hält und dass Anmut auch in pulsierenden Straßenecken Platz findet.

Aber das ist nur der Anfang einer rhythmischen Geschichte, die Virgina Johnsons Kompanie bei ihrem Gastspiel in Innsbruck erzählt. Im zweiten Teil geht’s dann leiser zu – und um Liebe und Verlust. „Dancing On The Front Porch Of Heaven“ heißt die Choreographie von Ulysse Dove, die 1993 Weltpremiere feierte und in einem tiefen Moment der Trauer entstand. Binnen kürzester Zeit verlor Dove damals 13 Freunde und Verwandte, Tränen vergoss er auch für seinen Vater. Und es wär’s, als würd’ man diese Tränen spüren, wenn die Kompanie – ganz in Weiß gewandet – zur sphärischen Musik von Arvo Pärth dem Leben hinterhertanzt. Begleitet wird dieser anmutige Trauerzug von stetigem Glockengeläut, das der Szenerie etwas Rituelles verleiht. Taktvoller war Trost noch nie.

Nach der zweiten Pause gibt dann die Liebe den Ton an. Und der anfänglich von Stimmen- und Zahlengewirr durchzogene Sound von Philip Glass, der einem Paar zu Leibe rückt, das sich schrittweise näher kommt und sich immer wieder Raum füreinander gibt. Das amouröse Intermezzo ist zwar nur wenige Minuten lang, geht einem aber zu Herzen. Manchmal sind eben auch kurze Beziehungen ein Gewinn.

Das Abschlussstück „Return“ haben eingeschworene Tanzsommer-Fans schon im Jahr 2000 zu Gesicht bekommen, als das Dance Theatre of Harlem zum ersten Mal in Innsbruck zu Gast war. Was Choreograph Robert Garland da gezaubert hat, ist auch 2014 ein Balsam für die Seele. Passend dazu erheben die Soul-Götter James Brown und Aretha Franklin die Stimmen und schmettern abwechselnd „Superbad“ und „Call Me“ ins Geschehen, heizen damit den losgelösten Tänzern ein, die vor dem Hintergrund eines kunterbunten Farbgewitters ein Kaleidoskop der Leidenschaft aufs Parkett legen. Das letzte Wort in diesem mitreißenden Feuerwerk der Gefühle hat dann doch einmal Mr. Brown. Als „I Got The Feeling“ ertönt, sind längst auch die Zuschauer außer Rand und Band. Und seelig.

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