Jugendliche Autokompetenz
Beim GTI-Treffen am Wörthersee treffen sich die eingefleischten Gasgeber. Mitten unter ihren brummenden Geräten stand ein blau-weiß lackierter, schicker, kleiner Roadster mit dem Skoda-Logo, das Unikat CitiJet.
Von Peter Urbanek
Prag –Rund einen Monat nach der Wörtherseetour 2014, kein dröhnender Golf GTI im Umfeld, sondern die beschauliche Ruhe eines noblen Reitstallresorts nahe der tschechischen Hauptstadt: Wieder stand der kleine CitiJet im Mittelpunkt, diesmal aber in Alleinstellung. Nur zwölf Motorjournalisten aus Europa bekamen das Privileg, dieses Cabrio zu fahren, die Tiroler Tageszeitung war dabei.
Skoda ist auf die Geschichte rund um dieses Fahrzeug besonders stolz. Vorausgeschickt, es wird immer ein Unikat bleiben, wie groß auch immer die Begeisterung zum Beispiel beim Festival of Speed in Goodwood am vergangenen Wochenende ausgefallen ist. Die tschechische VW-Tochter will beweisen, wie sehr noch immer das handwerkliche Können vor Ort vorhanden ist.
Autobau in Tschechien: Seit rund 120 Jahren hat die Tradition dort ihre Zelte aufgeschlagen, neben Skoda haben Tatra, aber auch Praga viel dazu beigetragen. Namen, wie Ferdinand Porsche oder Hans Ledwinka, stehen hierfür in den Annalen der Autogeschichte.
Den Weg, den Skoda bei CitiJet ging, war neu, originell und vor allem überzeugend. 16 Lehrlinge aus dem weit gefächerten Nachwuchsprogramm der Marke wurden im vergangenen Oktober ausgewählt, ein Auto nach ihren Vorstellungen zu bauen. 14 Burschen, zwei Mädchen, bildeten ein Team, der Gender-Fanklub kann sich beruhigen, die Leitung der Gruppe lag in weiblicher Hand. Nach etwa sechs Monaten kam die Meldung an Skoda-Chefdesigner Jozef Kaban: Wir sind fertig, bitte einsteigen und losfahren!
Der kleine Flitzer war ein echtes Schmuckstück, ein Roadster mit Überrollbügel, ohne Dach, dafür mit einer Stereoanlage von 300 Watt bestückt, die alle Discos rund um Prag armselig aussehen lässt. Wie sagt Hugo von Hofmannsthal in der Oper Rosenkavalier: „ So sind sie halt, die jungen Leute.“
Der Anfang war relativ leicht. Ein Skoda-Citigo-Modell wurde in die Kur genommen, das Dach entfernt, doch dann begann die Kleinarbeit. Jedes Detail verlangte nach Handarbeit, die Bodenplatte wurde wegen des fehlenden Gewichts des Daches verstärkt. Alles wirkt etwas filigran, fast fehlt der Hinweis, „das Auto bitte sachte behandeln“. Natürlich fährt der CitiJet: Der Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 75 PS sorgt für den entsprechenden Vortrieb, die jungen Leute erlaubten sich aber den Spaß, ihrem Liebling auch den nötigen Motorsound aus den beiden Auspuffrohren mit auf den Weg zu geben. Im Inneren finden sich Elemente des Citigo-Sondermodells Sport, z. B. Lederummantelung von Handbremsgriff und Schaltknauf, schicke Sitzbezüge und Fußmatten. Die Karosse in der blau-weißen Zweifarbenlackierung erzählt von händischen Malkünsten.
Traurig ist das Ende der Geschichte. Der CitiJet wird nach Willen des Herstellers immer ein Einzelgänger bleiben, seine Aufgabe, den hohen Standard der Skoda-Ausbildungsprogramme für junge Menschen zu demonstrieren, hat er erfüllt. Eine Idee wäre aber diskussionsreif: Den Solisten einem Skoda nahestehenden Tuner zu übergeben, um eine Kleinserie aufzulegen.