Forschung

Zehn Jahre Quantenphysik-Institut: Exportschlager „Innsbrucker Schule“

Das Institut der Akademie der Wissenschaften in Innsbruck und Wien ist bei der Entwicklung des Quantencomputers weit fortgeschritten.

Innsbruck – Das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck und Wien feiert sein zehnjähriges Bestehen und blickt auf eine Zeit sprichwörtlicher Quantensprünge zurück. Man habe sich zu einem „weltweit führenden Forschungszentrum der Quantenphysik“ entwickelt, sagte Rudolf Grimm, einer der Wissenschaftlichen Direktoren, im Gespräch mit der APA.

Grimm spricht von einer „Innsbrucker Schule“, die sich etwa in „Wegberufungen“ von 18 Assistenten und Postdoktoranden als Professoren an renommierte ausländische Universitäten in den vergangenen Jahren manifestiere. „Uns kennt jeder“, meinte der hochdekorierte Experimentalphysiker. Man sei in vielen Gebieten der Quantenphysik „vorn dabei“.

Grimm: „Beschreiten neue Wege“

Zudem zeichne sich das IQOQI durch „umsetzungsnahe Aktivitäten“ aus, die in wenigen Jahren realisiert werden könnten. Hier klappe das Zusammenspiel zwischen den Theoretikern und den Experimentalphysikern hervorragend. Grimm bezeichnete das Institut der Österreichische Akademie der Wissenschaften als „allgemeinbildende Quantenphysik-Schule“, in der man keine ausgetretenen Pfade, sondern neue Wege beschreite.

So sei das Institut etwa in der Entwicklung des Quantencomputers „am weitesten fortgeschritten“ und befinde sich - in Bezug auf eine beschränkte Anwendung - an der „Schwelle zu den Durchbrüchen“. Es gehe darum, dass Quantencomputer spezielle Aufgaben besser lösen werden können als herkömmliche Computer, erklärte Grimm bei einem Rundgang durch die auf wenige Räume verteilten Labors im Instituts-Gebäude in der Innsbrucker Technikerstraße. Auch die Entwicklung von neuen Messtechniken, etwa auf dem Gebiet der Meteorologie, oder der Bereich der kryptografischen Technologien würden die Wege der Zukunft kennzeichnen.

Die Ausbildung junger Forscher sei am Institut immer groß geschrieben worden, sagte Grimm. So sei es etwa vor kurzem gelungen, zusätzlich zu den vier wissenschaftlichen Direktoren zwei Nachwuchsgruppen, eine theoretisch ausgerichtete und eine experimentelle, zu installieren. Grimm legte aber Wert darauf, dass in Innsbruck nicht nur für den akademischen Bereich ausgebildet werde, sondern vor allem für die Industrie. 90 Prozent der jungen Forscher würden dort nach Durchlaufen der „Innsbrucker Schule“ ihr neues Tätigkeitsfeld finden.

Potenzielle Kandidaten für den Nobelpreis

Angesprochen auf einen künftigen Nobelpreisträger „Made in Austria“ gab sich der Wissenschafter betont vorsichtig. Klarerweise verfüge man über potenzielle Kandidaten, die dafür infrage kämen - etwa die Instituts-Gründerväter Anton Zeilinger und Peter Zoller - aber der Nobelpreis stehe „so weit über allem“, da dürfe man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Grimm verwies aber auf die Auszeichnung von Zoller und Zeilinger mit dem renommierten Wolf-Preis für Physik in den vergangenen Jahren. Dabei handle es sich schließlich um die zweithöchste Auszeichnung nach dem Nobelpreis.

Das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) war im November 2003 mit den beiden Standorten Innsbruck und Wien gegründet worden. Allein in Innsbruck sind rund 70 Mitarbeiter aus 20 Nationen beschäftigt. Das Budget belief sich zuletzt auf rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr. Die Forschungseinrichtung ist laut den Verantwortlichen eng mit den Universitäten in Innsbruck und Wien verbunden, wodurch ein reger Austausch besonders auf der Ebene der Studierenden und der Nachwuchsforscher gefördert werde.

Zum runden Geburtstag öffnet das IQOQI am 10. Juli seine Türen und lädt alle Interessierten zu einem Blick in den Labors ein. Dabei kann man einen Blick auf den Prototypen eines Quantencomputers oder einen der kältesten Orte des ganzen Universums werfen. Am Abend wird der amerikanische Physik-Nobelpreisträger William D. Phillips einen Vortrag über die Faszination der Quantenphysik halten. (APA)

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