Gesellschaft

Mistgabel statt Liegestuhl

Die Studentin Veronika Seidl packte zwei Wochen lang freiwillig auf einem Osttiroler Bergbauernhof kräftig mit an. Morgen reist sie mit einem Rucksack voll Erfahrungen heim.

Von Claudia Funder

Nußdorf-Debant –Der Bachelor-Titel für Sprachwissenschaft ist erobert, ab Herbst steht das Masterstudium für Medienwissenschaften auf dem Plan. Dazwischen wollte die junge Innsbruckerin Veronika Seidl aber noch einmal ausgiebig Landluft schnuppern und wählte deshalb ein Kontrastprogramm. Sie bewarb sich kurzerhand im Rahmen der „Umweltbaustelle“ des Alpenvereins, um ehrenamtlich auf einem Bergbauernhof mitzuarbeiten.

Am 14. Juli war es so weit: Die 22-Jährige tauschte ihre Converse gegen Bergschuhe und bezog als Praktikantin ihr Zuhause auf Zeit in 1360 Metern Seehöhe: den Gerlhof von Margit und Leopold Steiner in Obernussdorf.

Fremd ist der gebürtigen Oberösterreicherin das Landleben nicht. „Meine Eltern bewirtschafteten einen Bauernhof“, erzählt sie. „Osttirol habe ich bisher allerdings noch nicht gekannt.“ Neu war für sie nicht nur der Bezirk, sondern auch manches, was an Arbeit anstand. Vieles wird am Hof von Hand gemacht – von Brot und Käse über Joghurt und Butter bis zur Marmelade. Auch in Kinderbetreuung hatte Veronika Seidl noch keine Erfahrung. Aber die Tage mit der einjährigen Katharina und dem dreijährigen Michael machen ihr sichtlich Spaß. Eine Herausforderung ist die Arbeit im Gelände: „Für mich war es ungewohnt, dass die Wiesen hier so steil sind.“ Da heißt es vielerorts die Sense hervorholen, die Veronika natürlich auch schon schwingen durfte. Die meisten der 20 Rinder befinden sich derzeit auf der Alm, wo man immer wieder Nachschau hält. „Vorige Woche sind zwei von ihnen ausgebüxt“, lacht die 22-Jährige, die auch beim Melken Hand anlegt. Sie hilft mit, wo sie gebraucht wird – in Haushalt und Stall, bei der Pflege der Gemüsebeete und beim „Heigen“. Familiär geht es zu, auch mit den Gästen, welche die Ferienwohnungen bezogen haben. „Ich finde es super, wie hier alles selbst und biologisch hergestellt, sorgsam mit den Tieren umgegangen und auch den Gästen vermittelt wird, woher das Essen kommt“, schwärmt Veronika, die schon jetzt ins Auge fasst, nächstes Jahr wieder freiwillig auf den Hof zu kommen. Die exponierte Lage – „sogar der Postkasten ist fünf Minuten Fahrzeit entfernt“ – macht ihr nichts aus. Nach Lienz zu fahren, hat sie in den zwei Wochen nie wirklich gelockt, so wohl fühlt sie sich oben am Berg. Und auch ihre einzige Sorge vor ihrer Ankunft hat sich nicht bestätigt: „Ich habe zum Glück Handyempfang“, ergänzt sie mit einem erleichterten Lächeln.

Für Sie im Bezirk Lienz unterwegs:

Catharina Oblasser

Catharina Oblasser

+4350403 3046