Der Al-Quds-Tag - Revolutionsexport aus dem Iran der 1970er Jahre

Gaza (APA/AFP) - Rund 1.500 Demonstranten - so viele wie seit Jahren nicht - werden am Freitag zu einer Demonstration aus Anlass des Al-Quds...

Gaza (APA/AFP) - Rund 1.500 Demonstranten - so viele wie seit Jahren nicht - werden am Freitag zu einer Demonstration aus Anlass des Al-Quds-Tags in Berlin erwartet. Mit solchen Kundgebungen in mehreren Ländern der Welt protestieren alljährlich zum Ende des Fastenmonats Ramadan islamistische Gruppen gegen die Besatzung Jerusalems durch Israel. Ursprünglich ist der Al-Quds-Tag ein Revolutionsexport aus dem Iran.

Im Iran wurde der Al-Quds-Tag 1979 von Ayatollah Ruhollah Khomeini ins Leben gerufen. Im Iran ist er bis heute offizieller Feiertag und Anlass für Massenkundgebungen. Laut dem deutschen Verfassungsschutz sind die Teilnehmerzahlen an den Al-Quds-Kundgebungen in den vergangenen Jahren auf wenige hundert zurückgegangen. Angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt im Gazastreifen wird am Freitag wieder mehr Zulauf erwartet. Die Sicherheitsbehörden sind in Alarmbereitschaft und sprechen angesichts der jüngsten antisemitischen Parolen auf pro-palästinensischen Demonstrationen von einer „konkreten Gefährdungserhöhung von israelischen Einrichtungen“.

Al-Quds ist das arabische Wort für Jerusalem, es leitet sich aus dem persischen „Ghods“ ab. Zum ersten Al-Quds-Tag am 17. August 1979 gingen der Überlieferung zufolge allein in Teheran 3,5 Millionen Menschen auf die Straße.

Khomeini wollte mit der Einführung des Feiertags vor allem Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten beruhigen, indem er die Aufmerksamkeit auf die gemeinsamen Feinde Israel und die USA lenkte: Der Al-Quds-Tag sei „ein Tag der Mobilisierung der Muslime“, zu lange hätten innerarabische Konflikte es verhindert, „dass die Stimme Israels von Anfang an erstickt wurde“, sagte er in seinen Aufrufen.

Auch in Deutschland gibt es seit Jahrzehnten Kundgebungen zum Al-Quds-Tag, die zentrale Demonstration findet seit Mitte der 1990er Jahre in Berlin statt. Regelmäßig werden dort israel- oder USA-feindliche Slogans gerufen, auch islamistische Gruppen beteiligen sich an den Kundgebungen. Offizieller Veranstalter ist die „Quds AG“ der Islamischen Gemeinden der Schiiten in Deutschland, die der Hisbollah nahe stehen soll und seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Die Gruppierung weist auf ihrer Website den Vorwurf zurück, mit ihrer Kritik an Israel zugleich judenfeindlich zu sein: „Gemeinsam gegen Zionismus und Antisemitismus“ lautet dort der Slogan zum Al-Quds-Tag. Zugleich wirft sie Israel vor, „täglich“ das Völkerrecht und die Menschenrechte der Palästinenser zu verletzen.

Gegner der Al-Quds-Bewegung halten die Distanzierung der Organisatoren vom Antisemitismus nicht für glaubwürdig: Sie sehen in den Kundgebungen Machtdemonstrationen des „iranischen Terrorregimes“, an denen sich immer wieder Antisemiten aus dem neonazistischen und linksextremistischen Spektrum beteiligten. Jüdische und antifaschistische Gruppen haben auch für Freitag zu Gegendemonstrationen gegen die „antizionistische Propaganda“ der Al-Quds-Bewegung aufgerufen.