Standort Tirol

Zima droht mit vorgezogenem Abriss

Der Fassadenstreit zwischen einem Wohnbauträger, der Stadt und dem Gestaltungsbeirat in Innsbruck spitzt sich zu. Bereits beschlossene Rahmenbedingungen für einen Wettbewerb sollen wieder abgeändert werden.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck –Alexander Wolf sieht in erster Linie das wirtschaftliche Potenzial, das in dem Geviert zwischen Egger-Lienz-Straße, Andreas-Hofer-Straße und Sonnenburgstraße für seine Firma schlummern soll. Der Geschäftsführer der Zima Wohn- und Projektmanagement GmbH rechnet vor, dass hier gut und gerne 200 Wohnungen Platz hätten. Damit ließen sich die mit 35 bis 40 Millionen Euro geschätzten Investitionskosten wohl wieder hereinholen. Doch das Projekt scheint nicht wirklich in die Gänge zu kommen – seit eineinhalb Jahren tritt man auf der Stelle. Für Wolf scheint klar, wer Schuld daran hat – der Gestaltungsbeirat.

Kern des Streits ist nach wie vor die Zukunft des Bestands, genauer gesagt der Fassade zum Südring hin. Für den Gestaltungsbeirat seien diese gründerzeitlichen Bauten erhaltenswürdig. Sie seien charakteristisch für den Stadtteil Wilten. Nach einer zähen Diskussion beschloss der städtische Bauausschuss im Vorjahr einen Kompromiss: So solle in der ersten Stufe des auszulobenden Architektenwettbewerbs die Prüfung des Erhalts der südlichen Front vorgeschrieben werden. Erst wenn sich zeige, dass sich dies nicht mit den Bauzielen des Investors vereinen ließe, könne in einer zweiten Stufe gänzlich frei geplant werden. Eine Textierung für die Wettbewerbsrahmenbedingungen, die mit 5:2 Stimmen im Ausschuss angenommen wurde.

Für Wolf ist das nach wie vor inakzeptabel, wie er im Gespräch mit der TT sagt: „Dem Ausschuss sind Sachen vorgelegt worden, die mit uns so nicht akkordiert worden sind.“ Aus diesem Grund hat die Zima auch unlängst bei der Stadt eine Änderung dieser Randbedingungen beantragt. Maximal soll demnach der Erhalt der mittleren zwei Objekte (Egger-Lienz-Straße 14 und 16) in einer ersten Stuf­e geprüft werden – und auch das für die Wettbewerbsteilnehmer nicht verpflichtend, sondern freiwillig. Eine Forderung, welche der Gestaltungsbeirat in einer nochmaligen Behandlung der Causa klar zurückgewiese­n haben soll.

„Wir lassen uns das nicht länger gefallen“, sagt Wolf. Nicht nur, dass die Stadt das erstmalige Zima-Ansuchen von Ende 2012 „bis April 2013 hat liegen lassen“, auch sehe er nichts Erhaltenswertes an dieser Blockrandverbauung: „Solche Häuser stehen hundertfach in Innsbruck.“ Die Häuser seien desolat – die Zim­a will den Totalabbruch. Einen rechtsgültigen Bescheid dazu habe man bereits in der Tasche, sagt Wolf. Und von diesem wolle man auch Gebrauch machen – unabhängig von einer Einigung im Fassadenstreit: „Das ist eine Option.“

Den Vorwurf, lange nichts getan zu haben, spielt Planungsstadtrat Gerhard Fritz (Grüne) an die Zima zurück: „Ein Dreivierteljahr haben wir nach dem ersten Beschluss nichts mehr gehört.“ Er hält der Zima vor, dass sich auch der Gestaltungsbeirat einen Abriss vorstellen könn­e – jedoch nur, wenn durch den Neubau die vorhandene Struktur erhalten bliebe: „Mit der historischen Situation muss bewusst umgegangen werden.“ An diesem Standort brauche es Qualität und keine „08/15-Wohnschachtel“, sagt Fritz: „Die Fassade ist aber nicht in Stein gemeißelt.“

Über das Zima-Ansuchen auf Änderung der Randbedingungen zum Wettbewerb soll der Bauausschuss in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause entscheiden. Auch das war so nicht geplant. Lag das Ansuchen doch schon in dessen Sitzung vom 24. Juli vor. Interessanterweise taten sich aber im Ausschuss Erinnerungslücken dahingehend auf, was denn nun vor einem Jahr tatsächlich beschlossen worden war: Erhalt der gesamten südringseitigen Fassade, oder doch nur des Mittelteils? „Da ist jetzt der Zwist drinnen“, räumt Ausschuss­obmann Lucas Krackl ein. Ausschussprotokolle hin oder her – der Grund für die divergierenden gemeinderätlichen Beschluss-Interpretationen sei, so Krackl, dass „alles so lange gedauert hat“. Und folglich sei der gesamte Akt vorerst vertagt worden. Das Ziel sei aber nach wie vor eine „einvernehmliche Lösung“.

Wie schnell die Zima nun aber tatsächlich einen vorgezogenen Abriss angehen können wird, dürfte auch nicht unwesentlich davon abhängen, wann die letzten Mieter aus dem Altbestand abgesiedelt werden können. Man bemühe sich um „adäquaten Ersatz“, behauptet Wolf. Er könne den Mietern aber nur raten, jetzt „die Gelegenheit beim Schopf zu packen“.

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