Test

Rennzwerg mit Spaß-Garantie

© Letzner

Mit dem S1 setzt Audi seinem kleinsten Sprössling endgültig die Krone auf: 256 PS und Allradantrieb versprechen Fahrspaß pur.

Von Lukas Letzner

Innsbruck – Spätestens als der Deutsche Walter Röhrl – 1987 – seinen Audi Quattro Sport beim Rennen zu den Wolken am Pikes Peak über die Ziellinie steuerte, brannte sich bei der motorsportbegeisterten Fangemeinde das Kürzel seines Ingolstädter Boliden in den Kopf ein. Seither handelt es sich beim Audi S1 fast um ein unantastbares Stück Automobilbaukunst. Kein Wunder also, dass der Neue, der eigentlich auf der Basis des VW Polo anrollt, für eingefleischte Rally-Fans eine Art Majestätsbeleidigung darstellt. Das allerdings völlig zu Unrecht.

Im Gegensatz zur Konkurrenz belassen es die Ingenieure von Audi nämlich nicht einfach dabei, den A1 tieferzulegen und etwas mehr Leistung zu verpassen. Nein, die Zutaten mit denen der S1 konzipiert wurde, sprechen für sich. Der herkömmliche 1.4-Liter-TFSI musste dem dicken 2-Liter-Turbo aus dem S3 weichen, das Sportfahrwerk hat man zusätzlich mit einer Mehrlenker-Hinterachse ausgestattet und dank des permanenten Allradantriebs mit seiner altbewährten Haldex-Kuplung darf der S1 mit allen Vieren aus den Startblöcken starten. Wenn man bedenkt, dass der kleine Kracher nicht unbedingt der Absatzrenner wird, dann ist der Aufwand schon recht beachtlich.

Schnell entern wir also das Cockpit des S1 und werden von gewohnter Audi-Qualität erwartet. Mit einem sanften Druck auf den Start-Knopf erwecken wir den Turbo-Zwerg. 231 PS und maximal 370 Nm stemmt das Aggregat auf die Kurbelwelle. Wenn der Kleine Ingolstädter von irgendetwas genug hat, dann ist das Kraft. Klar, dass wir uns mit diesem Untersatz eine einsame, sich durch die Berge schlängelnde Straße suchen. Als wir unseren rechten Fuß das erste Mal etwas energischer Richtung Bodenblech bewegen, wird uns schnell klar, was hier gespielt wird. Mit einem ordentlichen Tritt ins Kreuz signalisiert der S1, dass der maximale Ladedruck aufgebaut ist und katapultiert uns so schnell Richtung Horizont, dass es ein wahres Fest ist. Das Beste daran: Dank des Allradantriebs gibt’s kein lästiges Scharren der Vorderräder und kein mühsames Gezerre an der Lenkung. Dabei übt sich der S1 keineswegs in Zurückhaltung. Heiser brüllend bekräftigt er seinen Tatendrang, während nach 5,8 Sekunden die 100-km/h-Marke pulverisiert wird.

Bei einer solchen Gangart braucht es einiges an Konzentration, um die Gänge zu sortieren, denn ausnahmsweise steht keine Doppelkupplung zur Verfügung, die einem die Arbeit abnimmt. Stattdessen führt die rechte Hand einen massiven Aluminium-Knauf durch die richtigen Gassen. Das gelingt aber auch bei extrem schnellen Gangwechseln problemlos.

So richtig lustig wird es allerdings in schnellen Kurvenkombinationen. Dank der direkten Lenkung und des kurzen Radstands lässt sich der S1 mühelos ums Eck schmeißen und wer will, kann den S1 (Haldex sei es gedankt) auch mächtig quertreiben. Schon ein kurzer, kräftiger Tritt aufs Gaspedal reicht und das elektronische Gehirn schickt das entsprechende Drehmoment an die Hinterachse. Im selben Moment wirft sich der kleine Kracher in einen wilden Drift, sodass man ihn hektisch kurbelnd wieder einfangen muss. In solchen Situationen stellt man fest, wozu ein elektronisches Stabilitätsprogramm (dieses lässt sich übrigens gänzlich deaktivieren) gut ist.

Natürlich meistert der S1 auch alle Alltagsaufgaben ohne Probleme. Der Platz reicht für eine ausgedehnte Einkaufstour und wenn nicht gerade 190 Zentimeter große Passagiere auf den hinteren Reihen Platz nehmen, dann lässt es sich auch dort aushalten. Wer es gemächlicher angeht, bekommt vom Bordcomputer auch deutlich weniger als die 10,2 Liter, die es bei uns waren, ausgewiesen. Zu haben ist der Rennzwerg übrigens ab 35.420 Euro (Sportback ab 36.510 Euro).

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