Krebskongress: Knochenmetastasen werden zu spät erkannt
Madrid/Basel (APA) - Bei fast der Hälfte aller Brustkrebspatientinnen, die Knochenbrüche aufgrund von Knochenmetastasen erleiden, werden die...
Madrid/Basel (APA) - Bei fast der Hälfte aller Brustkrebspatientinnen, die Knochenbrüche aufgrund von Knochenmetastasen erleiden, werden die Tochtergeschwülste erst durch diese Frakturen diagnostiziert. Das zeigt eine Studie aus Basel, die am Montag beim europäischen Krebskongress (ESMO; bis 30. September) präsentiert wurde. Damit dürften Routinekontrolle offenbar zu selten erfolgen.
Die Untersuchung wurde von Wissenschaftern der Universitätsklinik Basel durchgeführt. Bei 38,9 Prozent einer Gruppe von Patientinnen, die infolge von Knochenmetastasen eine Fraktur erlitten, wurden die Metastasen erst durch den Bruch und die daraus entstehenden Schmerzen bemerkt. Brustkrebs zählt zu jenen Tumoren, die häufig in die Knochen metastasieren. Für die Betroffenen bedeuten Knochenmetastasen Schmerzen und schlecht heilende Knochenbrüche.
Für die aktuelle Arbeit analysierten die Schweizer Forscher die Krankengeschichten von Patientinnen mit Brustkrebs, Knochenmetastasen und pathologischen Knochenbrüchen. Dazu wurden aus der „Basel Breast Cancer Database“ die Daten von 363 Brustkrebs-Patientinnen ausgewertet, die in einem Zeitraum von 22 Jahren Fernmetastasen entwickelten.
Aus dieser Gruppe hatten 254 Patientinnen Knochenmetastasen, und von diesen Patientinnen erlitten 36 (14,2 Prozent) pathologische Frakturen. Bei manchen Frauen ereigneten sich mehrere Brüche. „Der häufigste Ort von Fernmetastasen beim Mammakarzinom ist das Skelettsystem. In unserer Arbeit haben 70 Prozent der metastasierten Patientinnen Knochenmetastasen. Der am häufigsten betroffene Ort war der Oberschenkel“, so Studienautor Marcus Vetter.
Für die Arbeit wurde auch erhoben, welche Behandlungen die Patientinnen erhielten. Nach 32 Frakturen erfolgte ein operativer Eingriff, bei fünf Brüchen erhielten die Betroffenen nur Strahlentherapie zur Schmerzlinderung und zur Prävention weiterer Brüche. In acht Fällen wurden die Frakturen weder stabilisiert noch bestrahlt. Das mediane Überleben der Patientinnen betrug nach der Fraktur noch fünf Monate, die Streuung war jedoch mit einem bis 49 Monaten sehr groß.
Der Studienautor erklärte dazu: „Alarmierend war die hohe Anzahl an pathologischen Frakturen als Erstmanifestation der metastasierten Brustkrebs Erkrankung.“ Dies sei insofern bedauernswert, als sich pathologische Frakturen „nicht aus heiterem Himmel ereignen“, sondern meist durch Schmerzen oder andere Symptome ankündigen. Diese frühen Symptome werden offenbar bei fast der Hälfte der Patientinnen übersehen.
Dabei sind Knochenmetastasen mit bildgebenden Verfahren relativ leicht zu diagnostizieren und man kann einiges tun, um den Patientinnen pathologische Frakturen zu ersparen. Die Mehrzahl der Patientinnen wird schon auf relativ niedrig dosierte Strahlentherapie gute Schmerzreduktion verspüren. Nur ein kleiner Teil der so behandelten Patientinnen wird mit einer Fraktur, die stabilisiert werden muss, einen chirurgischen Eingriff benötigen“, so Vetter. Es gibt auch Medikamente, welche sich günstig auf die Knochenstabilität auswirken und die Bildung von Knochenmetastasen behindern.