Weiter heftige Gefechte um syrische Grenzstadt Ayn al-Arab
Mürsitpinar /Kobane (Ain al-Arab)/Damaskus (APA/AFP/Reuters) - Unterstützt von US-geführten Luftangriffen haben sich kurdische Kämpfer mit J...
Mürsitpinar /Kobane (Ain al-Arab)/Damaskus (APA/AFP/Reuters) - Unterstützt von US-geführten Luftangriffen haben sich kurdische Kämpfer mit Jihadisten der Gruppierung „Islamischer Staat“ (IS) am Mittwoch weiter heftige Gefechte um die syrische Stadt Ayn al-Arab (Kobane) an der Grenze zur Türkei geliefert. Seit dem Vorabend seien mindestens 18 Menschen getötet worden, neun Kämpfer auf jeder Seite, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Die IS-Kämpfer waren zuletzt bis auf wenige Kilometer auf Ayn al-Arab vorgerückt. Am Mittwoch war aus der Stadt lauter Gefechtslärm zu hören, wie Augenzeugen von der türkischen Seite der Grenze aus berichteten. Auch in unmittelbarer Nähe zur Grenze schlugen Geschoße ein. Krankenwagen brachten Verletzte zur Behandlung in die Türkei.
Die Kurden hatten die US-geführte Koalition im Kampf gegen den radikalsunnitischen IS um Luftunterstützung bei der Verteidigung von Ayn al-Arab gebeten. Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden am Mittwoch mindestens fünf Angriffe auf IS-Stellungen nahe der Stadt geflogen. Die Kontrolle über Ayn al-Arab ist strategisch wichtig, weil sich damit die Kontrolle über einen Teil der Grenze zur Türkei verbindet.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte die westlichen Verbündeten dazu auf, nach einer langfristigen Lösung für die Region zu suchen. „Tonnenweise Bomben abzuwerfen, ist nur eine zeitweilige Lösung“, warnte er. Bereits am Vorabend gab die türkische Regierung bekannt, das Parlament offiziell um Zustimmung zu einer militärischen Intervention gegen die IS-Miliz in Syrien und im Irak gebeten zu haben. Die Abstimmung darüber soll am Donnerstag stattfinden.
„Wir werden den IS und alle anderen Terrorgruppen in der Region effektiv bekämpfen“, sagte Erdogan vor den Abgeordneten. Zugleich halte die Türkei an ihrem Ziel fest, dass der syrische Präsident Bashar al-Assad zurücktreten müsse. Lange hatte die Türkei eine führende Rolle im Kampf gegen den IS abgelehnt. Die Regierung befürchtete, dass dadurch letztendlich Assad und kurdische Kämpfer, die mit PKK-Rebellen in der Türkei verbündet sind, gestärkt werden könnten.
Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP warnte jedoch vor einer Militäroperation der Türkei in Syrien. Es sei nicht im Interesse der Bewohner, wenn die Türkei „wie eine Besatzungsmacht“ in das Land ihrer Nachbarn eindringe, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung.
Der neue NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sicherte der Türkei Unterstützung zu. Die Allianz müsse klar machen, dass sie ihren Bündnispartner Türkei verteidigen werde, sollte diese in irgendeiner Weise angegriffen werden, sagte der Nachfolger von Anders Fogh Rasmussen in seiner ersten Pressekonferenz als neuer NATO-Chef.
Wie die Beobachtungsstelle, deren Angaben kaum unabhängig überprüfbar sind, berichtete, ließen die Jihadisten indes mehr als 70 kurdische Schüler frei, die Ende Mai verschleppt worden waren. Mindestens zehn Menschen wurden den Aktivisten zufolge am Dienstag in Syrien hingerichtet. Am Mittwoch seien in einem schiitischen Viertel der zentralen Stadt Homs bei einem Doppelanschlag mindestens 39 Menschen getötet worden, darunter 30 Kinder.
Die IS-Jihadisten hatten Anfang Juni bei einer Blitzoffensive weite Gebiete im Norden und Westen des Iraks und wenig später auch Teile Nordsyriens erobert. Sowohl im Irak als auch in Syrien fliegt eine Koalition aus ausländischen Streitkräften, darunter auch arabische Staaten, Luftangriffe auf die Extremisten. Die am Boden gegen den IS kämpfenden Kurden werden von der Koalition unter anderem mit Waffen unterstützt.
Auch im Irak flog die internationale Koalition seit Dienstag neue Angriffe auf IS-Kämpfer. Erstmals wurden diese am Mittwoch auch von Australien unterstützt. Der Beitrag beschränkt sich aber zunächst auf Aufklärung und Luftbetankung. In einem schiitischen Viertel der Hauptstadt Bagdad wurden nach offiziellen Angaben am späten Dienstag bei drei Anschlägen mindestens 13 Menschen getötet.