IS-Extremisten weiter auf Vormarsch in Syrien und Irak

Bagdad/Kobane (Ayn al-Arab) (APA/dpa/AFP/Reuters) - Nach einem weiteren Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat sich die Lage...

Bagdad/Kobane (Ayn al-Arab) (APA/dpa/AFP/Reuters) - Nach einem weiteren Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hat sich die Lage in der nordsyrischen Stadt Kobane (Ayn al-Arab) zugespitzt. Der IS ist laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bis auf zwei Kilometer an die Stadtgrenze herangerückt. Die kurdischen Volksschutzeinheiten bereiten sich auf Straßenkämpfe vor. Im Irak konnten der IS die Stadt Hit erobern.

Die USA und ihre Verbündeten bombardierten erneut IS-Ziele südlich und östlich von Kobane, wie die kurdische Internetseite Welati am Donnerstag berichtete. Die IS-Extremisten versuchen seit Tagen, die eingekesselte kurdische Stadt an der türkischen Grenze einzunehmen. Nach Angaben des Chefs der selbst ernannten Regionalregierung von Kobane, Anwar Muslim, stellen sich 5.000 bis 6.000 Kurden den IS-Extremisten entgegen. Zudem seien noch einige Tausend Zivilisten in der Stadt.

Angesichts des IS-Vormarsches will sich die türkische Regierung am Donnerstag vom Parlament die Erlaubnis für Militäreinsätze in Syrien und im Irak geben lassen. Der Regierung des NATO-Mitglieds solle gestattet werden, über den Zeitpunkt, die Dauer und das Ausmaß militärischer Operationen in den Nachbarländern zu entscheiden, wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Die Erlaubnis gelte für ein Jahr. Eine Zustimmung gilt als sicher. Der Regierung in Ankara war zuletzt wiederholt ein mangelndes Engagement im Kampf gegen den IS vorgeworfen worden.

Der in der Türkei inhaftierte Chef der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, schickte am Donnerstag eine Warnung an Ankara. Sollte Kobane in die Hand des IS fallen, dann könnte dies den vergangenes Jahr gestarteten Friedensprozess torpedieren, der den kurdischen Aufstand im Südosten der Türkei nach drei Jahrzehnten überwinden soll.

Kobane ist die letzte Bastion in einer Enklave, die bisher von den kurdischen Volksschutzeinheiten kontrolliert wurde. Sie sind mit dem syrischen Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. Der IS herrscht bereits über mehr als 300 Dörfer im Umland von Kobane.

Die Kurden hätten sich aus Gebieten im Westen von Kobane zurückziehen müssen, sagte der Leiter der oppositionsnahen syrischen Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdel Rahman. Die Situation dort sei „sehr gefährlich“. Die Intensität der Kämpfe habe am Donnerstagfrüh zugenommen, sagte er weiter. Es gebe Berichte, dass viele Menschen die Stadt verließen.

Der Europarat rief zur Rettung Kobanes auf. Die internationale Gemeinschaft solle sofort eingreifen, um in der Stadt eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, hieß es in einer Erklärung am Donnerstag. Gleichzeitig betonten die Parlamentarier aus den 47 Europaratsländern die Notwendigkeit weiterer humanitärer Hilfe. Die bisherigen Leistungen seien nicht ausreichend.

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Die USA hatten in der vergangenen Woche ihre Luftangriffe auf IS-Kämpfer vom Irak auf Syrien ausgedehnt. Fünf arabische Staaten unterstützen sie dabei. Ziel der Koalition ist es, die Terrormiliz zu zerstören. Die USA wollen dafür auch gemäßigte syrische Rebellen ausbilden, die den IS und das syrische Regime in Damaskus bekämpfen.

Der US-Gesandte für das internationale Bündnis, John Allen, sagte dem Fernsehsender CNN, die Ausbildung der gemäßigten Rebellen werde Zeit in Anspruch nehmen. „Es könnte Jahre dauern-Gesandte für das internationale Bündnis, Jo“, sagte Allen. Die Rebellen sollten in die Lage versetzt werden, sich gegen das syrische Regime und Jihadisten verteidigen zu können.

Im Irak erzielte der IS unterdessen mit der Einnahme der Stadt Hit im Zentrum des Landes einen weiteren militärischen Erfolg. Bei den Kämpfen kamen fast 60 irakische Sicherheitskräfte und IS-Kämpfer ums Leben. Der IS hat ein Kalifat ausgerufen, das sich über Syrien und den Irak erstreckt.

Die Vereinten Nationen warfen unterdessen der IS-Miliz erneut extrem grausame Verbrechen vor. Die Islamisten hätten im Irak Massenexekutionen verübt, Frauen und Mädchen als Sexsklavinnen verkauft sowie Kinder als Kämpfer zwangsrekrutiert, heißt es in einem Bericht.

Zugleich hieß es, bei den Luftangriffen des irakischen Militärs auf IS-Kämpfer seien viele Zivilisten umgekommen. Dörfer, eine Schule und Krankenhäuser seien getroffen worden. Das Vorgehen scheine nicht verhältnismäßig gewesen zu sein und verstoße womöglich gegen das Völkerrecht.