Maskerade an den Maschinen
Hochkomplexer Krach: Drill&Bass- Großmeister Squarepusher erforschte beim fmRiese-Musikfestival u. a. die Möglichkeiten des Elektrobasses.
Von Silvana Resch
Innsbruck –Als Kind, beim ergriffenen Lauschen des Orgelspiels in der Chelmsford Cathedral, hat Squarepusher, britisches Aushängeschild der Electroszene, wohl schon die große Geste schätzen gelernt. Diese ersten musikalischen Erfahrungen, eingebettet in ein gewissermaßen ganzheitliches Erlebnis, nennt er laut Wikipedia als maßgeblichen Einfluss. Im Interview vor seinem Auftritt beim fmRiese-Musikfestival gibt sich der Künstler, was weitere Einflüsse betrifft, jedoch bedeckt. Inspiration könne er aus allem Möglichen ziehen. Verschiedenste Dinge, Formen, Linien, sagt er vage.
Geometrische Formen, auf den Videowalls und der LED-Helmmaske des Künstlers tanzend, sollten bei seinem mitternächtlichen Auftritt schließlich eine zentrale Rolle spielen. Hypnotisches Geböllere mit unerwarteten Wendungen, zerhäckselte Drum’n’Bass Breaks und aufblitzende Basslinien entfalteten – untermalt von diesen abstrakten Bildwelten – eine düstere Sogwirkung.
Auf die drei aufsehenerregenden Roboter, mit denen Squarepusher zuletzt die EP „Music for Robots“ einspielte, musste der Künstler in Wattens verzichten. „Sie wurden demontiert“, sagt er voll Bedauern über die technische Apparatur, die mit 78 Fingern Gitarre spielte, den Drummer mit den 22 Händen und den Keyboarder, der Töne mittels Laser generierte. Die Wartung der artifiziellen Musikanten des japanischen Roboter-Bauers Kenjiro Matsuo sei zu teuer gewesen. Mit diesen Maschinen zu spielen, sei jedenfalls eine einzigartige Gelegenheit gewesen, sagt Squarepusher. „Es erlaubt Instrumente, die uns vertraut scheinen, völlig neu zu bewerten.“
Völlig neu bewertete an diesem Abend aber auch vielleicht der ein oder andere Zuhörer die Möglichkeiten des Basses in all seinen Facetten. Welch virtuoser Musiker in Squarepusher steckt, zeigte er am Elektrobass.
Zu Beginn des Abends hatten Andreas und Matthias Pichler poetische und sehr intime Klangwelten entstehen lassen, während sich Christoph Dienz in seinem Stück „Bass Surface“ mit Unterstützung der gewandten Musiker von Compost 3 sehr ergiebig auch an der Oberfläche des Kontrabasses abarbeitete.