Stichwort - Airbus-Prozess um Insider-Deals in Paris

Paris (APA/dpa) - Ein Prozess in Paris birgt Ungemach für Airbus und die Group. Der Vorwurf gegen Manager des früheren Mutterkonzerns EADS: ...

Paris (APA/dpa) - Ein Prozess in Paris birgt Ungemach für Airbus und die Group. Der Vorwurf gegen Manager des früheren Mutterkonzerns EADS: Millionenschwere Insider-Geschäfte.

Insider-Deals, Millionengewinne, Produktionsprobleme - die Affäre um Aktienverkäufe beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS birgt noch immer jede Menge Sprengstoff. Vor einem Pariser Gericht müssen sich seit Freitag die früheren EADS-Großaktionäre Daimler und Lagardere sowie sieben aktive und ehemalige Manager wegen der Vorgänge verantworten. Auch für die EADS-Nachfolgerin Airbus Group und den Flugzeugbauer Airbus kann es unangenehm werden.

Worum geht es in dem Verfahren?

In den Jahren 2005 und 2006 erzielten mehr als 1.000 EADS-Manager Gewinne teils in Millionenhöhe aus dem Verkauf ihrer EADS-Aktienoptionen. Im April 2006 warfen die Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardere 122 Millionen EADS-Aktien auf den Markt und gaben je 7,5 Prozent Anteile ab. Im Juni 2006 räumte die EADS-Tochter Airbus „ernste Probleme“ im Produktionsablauf für den Riesenflieger A380 ein und verschob Auslieferungen. Gleichzeitig kündigte EADS Auswirkungen auf Gewinnerwartungen für die kommenden Jahre an. Die Börse reagierte heftig: der Kurs der EADS-Aktie brach um gut 26 Prozent ein. Mehr als 5 Mrd. Euro Marktkapital lösten sich in nichts auf.

Was wird den Managern vorgeworfen?

Die Anklage in Frankreich geht davon aus, dass es bereits Informationen zu den Produktionsproblemen bei der A380 gab als die Verkäufe erfolgten: das wäre ein verbotenes Insidergeschäft gewesen, wenn für eigene Geschäfte vertrauliche Informationen genutzt wurden, die der Markt nicht kannte.

Ist das nicht ein Fall auch für die Börsenaufsicht?

Die französische Börsenaufsicht F hatte sich mehr als drei Jahre lang 17 Manager vorgenommen, darunter den heutigen Chef der Airbus Group, Thomas Enders, und den jetzigen Airbus-Chef Fabrice Bregier. Zudem wurde ermittelt gegen die damaligen Hauptaktionäre, den Autobauer DaimlerChrysler und die französische Gruppe Lagardère. Die AMF-Ermittler forderten Geldstrafen in Millionenhöhe. Doch der zuständige Sanktionsausschuss der Börsenaufsicht bescheinigte allen Beteiligten, sie hätten bis Mitte 2006 die immensen Produktionsprobleme mit der A380 und damit verbundene Milliardenverluste nicht erkannt. Unter anderem Kleinaktionäre und deren Verbände sprachen von einem Skandal.

Wer sind die Angeklagten?

Neben Daimler und Lagardere als ehemalige Großaktionäre müssen sich sieben Manager verantworten. Dazu gehören der frühere EADS-Co-Chef Noël Forgeard, Vorstand Jean-Paul Gut, der damalige Finanzvorstand Andreas Sperl und die Airbus-Top-Leute Alain Flourens, Erik Pillet und Olivier Andriès. Hinzu kommt der aktuelle Airbus-Verkaufschef John Leahy. Auch Flourens und Sperl sind noch bei der Airbus Group aktiv.

Wie sieht Airbus das Verfahren?

Offiziell halten sich die Airbus Group und Airbus selbst raus und verweisen auf den Freispruch durch die Börsenaufsicht. Es müssen sich auch weder der Konzern noch die Flugzeugsparte verantworten. Allerdings wird der Prozess in Paris von der Zentrale in Toulouse aus genau beobachtet. Schließlich gehört mit Verkaufschef Leahy einer der bekanntesten Airbus-Manager zu den Angeklagten.

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Was sagen die Betroffenen?

Die Vorwürfe werden von allen Beschuldigten zurückgewiesen. Selbst führende Manager wollen beim Verkauf der Aktien nichts gewusst haben von den Problemen der A380. Manager Arnaud Lagardère sagte damals für einen der Großaktionäre: „Ich habe die Wahl, als unehrlich oder jemand Inkompetentes angesehen zu werden, der nicht weiß, was in seinen Werken passiert. Ich nehme die zweite Version an.“ Forgeard bezeichnete sich damals als „kompetent und anständig“.

Welche Strafen drohen bei einer Verurteilung?

Insiderhandel kann in Frankreich mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden. Empfindlich ist auch die mögliche Geldstrafe: bis zum zehnfachen Wert des Gewinns aus dem verbotenen Geschäft. In einem Fall könnten das mehr als 43 Mio. Euro sein. Für Airbus und die Airbus Group droht ein möglicher Image-Schaden im Fall von Verurteilungen ehemaliger und aktueller Manager.

~ ISIN NL0000235190 WEB http://www.airbus-group.com ~ APA259 2014-10-03/12:34