Schwere Kämpfe um Kurden-Stadt Kobane - Rückschlag für IS im Irak
Kobane (Ayn al-Arab/Kobani)/Bagdad (APA/dpa/AFP/Reuters) - Trotz Luftschlägen der von den USA geführten Militärallianz setzt die Terrormiliz...
Kobane (Ayn al-Arab/Kobani)/Bagdad (APA/dpa/AFP/Reuters) - Trotz Luftschlägen der von den USA geführten Militärallianz setzt die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) Angriffe auf die nordsyrische Stadt Kobane in unverminderter Härte fort. Aktivisten zufolge eroberten die Extremisten am Samstagabend teilweise die Kontrolle des Hügels Mistanour südwestlich der Kurden-Stadt an der Grenze zur Türkei. Bei Kämpfen in der Nacht auf Sonntag starben 27 Menschen.
Die Jihadisten hätten die Südseite des strategisch wichtigen Hügels vor Kobane (Ayn al-Arab) eingenommen, berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) hielten die der Stadt zugewandte Nordseite. Die USA und ihre arabischen Verbündeten hätten die Kurden mit insgesamt sieben Luftangriffen bei Kobane unterstützt und den Vormarsch vorerst gestoppt.
In Syrien versuchen IS-Jihadisten seit Tagen verstärkt, die unmittelbar an der Grenze zur Türkei gelegene Stadt Kobane einzunehmen. Nachdem IS-Kämpfer vor knapp drei Wochen mehr als 300 Dörfer im Umland von Kobane einnahmen, flüchteten nach Angaben der türkischen Regierung mehr als 160.000 vor allem kurdische Syrer in die Türkei. Kurdische Volksschutzeinheiten in der Stadt leisten dem Vormarsch des IS erbitterten Widerstand.
In einem türkischen Dorf an der Grenze wurden unterdessen Augenzeugen zufolge mindestens fünf Menschen durch Querschläger der Kämpfe in Syrien verletzt. Die Türkei hat bisher nicht in die Kämpfe eingegriffen, obwohl das Parlament in Ankara gerade erst grünes Licht für Militäreinsätze gegen den IS in Syrien und im benachbarten Irak gegeben hat.
Im Irak griffen IS-Jihadisten unterdessen erneut eine wichtige Ölraffinerie des Landes bei Baiji an. Die irakische Armee habe die Extremisten nach mehrstündigen Gefechten zurückgeschlagen, hieß es aus den Sicherheitskräften. Zwölf IS-Kämpfer seien getötet worden. Die Anlage rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad ist seit Monaten umkämpft.
Im Juni hatten Extremisten die Raffinerie kurzzeitig erobert, waren dann jedoch von der irakischen Armee wieder vertrieben worden. Seitdem hat die IS-Miliz mehrmals Baiji angegriffen. Dort steht auch ein Elektrizitätswerk, das die irakische Hauptstadt Bagdad mit Strom versorgt.
Nach der Enthauptung einer vierten westlichen Geisel durch den IS appellierten die Eltern eines amerikanischen Entwicklungshelfers an die IS-Entführer, ihren Sohn freizulassen. Die Terrormiliz hat angekündigt, den Amerikaner als nächstes zu ermorden. Die Eltern des Amerikaners, den die Terrormiliz in ihrer Gewalt hat, baten in einem am Samstag veröffentlichten Video um Gnade für ihren Sohn Peter Kassig. Sie hätten die US-Regierung vergebens gebeten, ihr Vorgehen im Irak und in Syrien zu ändern.
Der 26 Jahre alte Kassig hatte nach einem Bericht der „Washington Post“ von April bis Juli 2007 als Soldat im Irak gedient und war nach seiner Zeit bei der US-Armee als Entwicklungshelfer nach Syrien gegangen. Für seine Rettung wollen die USA nach Angaben des Außenministeriums alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen - militärisch, diplomatisch, rechtlich und geheimdienstlich.
Die Führung der IS will laut einem Bericht offenbar mit einer neuen Taktik Terroristen in westeuropäische Länder schleusen. Als Flüchtlinge getarnt sollten jeweils vierköpfige IS-Kommandos die Grenze zur Türkei überqueren, berichtete die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf US-Sicherheitskreise. Österreichische Behörden sind nach eigenen Angaben bereits darüber informiert.
Den österreichischen Behörden sei dieses Szenario grundsätzlich bekannt, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck am Sonntag der APA. Deswegen sei die Prüfung der einzelnen Asylanträge „von besonderer Bedeutung“, ergänzte er. Der Bundesverfassungsschutz (BVT) habe ein besonderes Augenmerk darauf. Auch die deutschen Behörden sind der Zeitung zufolge über die Pläne informiert.
(Alternative Schreibweise: Kobani)