Gesellschaft

Die unbekannte Kommission

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Lawinenkommissionen gibt es nicht nur in Tirols Gemeinden. Die ÖBB betreiben in Tirol mehrere derartige Einrichtungen. Weitgehend unbemerkt.

Von Marco Witting

Innsbruck, St. Anton –Der Blick auf die Wetterkarten und Prognosen – er eint dieser Tage viele. Und während die Touristiker hart auf den Winter warten, gibt es auch Menschen, die – zumindest beruflich – eigentlich keinen Schnee brauchen. Die Mitglieder der Lawinenkommissionen bei den ÖBB sind da sicher darunter. Denn schließlich müssen die Bahnmitarbeiter etwa in der Kommission Arlberg Ost auf einer Strecke von 6,5 Kilometern insgesamt 16 Lawinenstriche im Auge behalten.

Eine „extrem verantwortungsvolle“ Tätigkeit, wie Matthias Olbort vom ÖBB-Streckenmanagement erklärt. Und da unterscheiden sich die Bundesbahnmitarbeiter nicht von den Kollegen, die in den Gemeinden diese schwierige und herausfordernde Tätigkeit ausüben. So wie bei diesen Kommissionen heißt es auch bei den ÖBB vor dem Winter: Schulung, Überprüfung, auf den neuesten Stand bringen. Doch kaum einer weiß, dass die ÖBB über eigene Kommissionen verfügen.

„Wir konstituieren sie immer bei einem gemeinsamen Treffen im Herbst, das kürzlich am Stubaier Gletscher stattfand“, sagt Olbort. Die Mitglieder sind zumeist vom Streckenpersonal. Grundsätzlich könnten aber auch Schaffner oder Lokführer darunter sein. Wichtig ist, „dass die Kommissionsmitglieder in der Region wohnen“. Denn damit könne man im Einsatzfall – und man tritt zusammen, wenn es nötig ist – rasch reagieren. „Sicherheit ist natürlich das oberste Gebot“, sagt Olbort, der als stellvertretender Chef der Lawinenkommissionen West auch einmal vor Ort aushilft, wenn Not am Mann ist.

Der enorme Zeitaufwand und die große Verantwortung sind natürlich für die Mitglieder eine große Herausforderung. Speziell in schneereichen Wintern, wie vor zwei Jahren. Die Mitglieder bekommen zwar eine Pauschale, aber es sei auch viel Idealismus dahinter, erklärt Olbort. „Die Sicherheit für unsere Mitarbeiter und Gäste hat oberste Priorität.“

Zurückgreifen können die Kommissionen auch auf eigene Wetterdaten. „Das ist ein sehr guter Service für unsere Mitarbeiter“, sagt der Streckenmanager. Die im Vorjahr errichtete Wetterstation „Ganatsch“ besteht aus einer Windmessanlage am Gauderspitz auf 2991 Meter Seehöhe und einem Schneehöhenmessfeld auf der Alpe Ganatsch auf 1890 Meter Seehöhe. Beide Anlagen befinden sich im Gemeindegebiet von Pettneu am Arlberg und liefern den Experten vom Naturgefahrenmanagement der ÖBB-Infrastruktur durchaus wertvolle Daten für noch mehr Sicherheit bei der Abschätzung und Beurteilung von Lawinensituationen.

Besonders wichtig: Die enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den Lawinenwarndiensten des Landes. Hier gibt es auch einen Austausch zwischen den verschiedenen Wetterstationen.

Während es im Vorjahr speziell auf der Arlbergstrecke keine Unterbrechung gab, sah das vor zwei Jahren komplett anders aus. Wie wichtig die Sicherheit auf der exponierten Strecke ist, zeigen ein paar Zahlen. Jeden Tag sind bis zu 90 Züge über den Arlberg unterwegs – mehrere tausend Bahnkunden nutzen die Bahnstrecke zwischen Tirol und Vorarlberg. Eigene Kommissionen der ÖBB gibt es aber auch am Brenner und auf der Karwendelstrecke.

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