Tobias Moretti bei Eröffnung der Diagonale ausgezeichnet
Der Große Schauspielpreis 2015 ging beim Diagonale-Festival in Graz am Dienstagabend an den Tiroler Tobias Moretti. Bis Sonntag zeigt die Diagonale rund 160 Filme und Videos in vier Kinos.
Graz – Mit Karl Markovics‘ zweitem Regiewerk „Superwelt“ und der Verleihung des Großen Schauspielpreises an Tobias Moretti ist am Dienstagabend in Graz die Diagonale eröffnet worden. Barbara Pichler sprach in der Helmut-List-Halle in ihrer letzten Eröffnungsrede als Diagonale-Intendantin davon, dass beim Festival das Publikum nicht nur den Filmen, sondern auch die Gesellschaft sich selbst begegnen könne.
Für Verdienste um die österreichische Filmkultur wurde Tobias Moretti zum Auftakt mit dem Großen Schauspielpreis ausgezeichnet. Der gebürtige Tiroler habe „in einer schier unüberblickbaren Vielzahl an Filmen mitgewirkt und es dank seiner virtuosen darstellerischen Fähigkeiten und seines Charismas immer wieder aufs Neue verstanden, seinen Figuren Profil und zugleich Tiefe zu verleihen“, würdigte das Festival des österreichischen Films den 55-Jährigen bei Bekanntgabe des Preisträgers vor wenigen Wochen.
In jungen Jahren als Titelheld in der Regie von Dieter Dorn in „Troilus und Cressida“ ebenso erfolgreich wie später am Burgtheater an der Seite von Gert Voss in „Faust“, spielte Moretti im Fernsehen für ein Millionenpublikum den Freiheitshelden Andreas Hofer („Die Freiheit des Adlers“) und den Richie Moser in „Kommissar Rex“, brillierte am Theater unter anderem bei den Salzburger Festspielen als Teufel und guter Gesell im „Jedermann“ und überzeugte im Kino zuletzt etwa in Andreas Prochaskas düsterem Alpenwestern „Das finstere Tal“.
Intendantin klagt über „dünne Luft“
Bis Sonntag zeigt die Diagonale knapp 160 Filme und Videos in vier Grazer Kinos, darunter fünfzig Uraufführungen. Für Barbara Pichler ist es die letzte Festivalausgabe, zieht sich die Intendantin doch nach sieben Ausgaben auf eigenen Wunsch zurück und übergibt an das Duo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber. Die zentrale Aufgabe eines Festivals liege für sie darin, „eine Art von temporärem öffentlichen Raum zu schaffen, und zwar einen Raum, in dem nicht nur das Publikum den Filmen begegnen kann, sondern auch die Gesellschaft sich selbst“, sagte Pichler in ihrer Eröffnungsrede, „was gerade im Fall eines nationalen Festivals nochmals eine spezielle Bedeutung annimmt“.
Dazu brauche es aber auch die nötigen Mittel, und gerade diese Diskussion sei in den vergangenen Jahren „beunruhigend und geradezu destruktiv“ gewesen, wenn man von der Ansicht ausgehe, „dass Kunst und Kultur grundsätzlich zu teuer sind, was unweigerlich zu der Frage führt, ob man sie sich wirklich leisten muss oder auch wie viel oder welche Kunst man sich leisten soll oder muss“. Bestimmte Themen würden daher ständig wieder kehren, denn „alle diese Probleme sind nach wie vor Realität – das Geld wird weniger, die Luft wird dünner, die Konkurrenz immer größer und leider nicht nur die produktive Konkurrenz. Diese konkreten und existenziellen Bedrohungen für viele von uns müssen Teil eines öffentlichen und vor allem auch des politischen Diskurses sein.“
Vielfalt ist Stärke österreichischer Kinos
Mindestens ebenso schlimm sei aber die Gefahr, aus Unsicherheit und diesem Druck heraus den Schritt in die „ideelle Anpassung“ zu machen, erläuterte Pichler. Dagegen müsse man sich verwehren, denn gerade die Vielfalt „sehe ich als Stärke des österreichischen Kinos“. Die Präsentation der verschiedenen Ausdrucksformen, die sich in Graz jedes Jahr finden, „ist nicht nur ein Angebot an das Publikum, es ist auch ein Versuch, einen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs zu leisten“, betonte die Intendantin. (APA)