Modellprojekt soll Barrieren für Gehörlose abbauen
Der Landesverband der Gehörlosenvereine fordert ein Kompetenzzentrum für Tirol. Schützenhilfe bekommen die Betroffenen heute von der Politik.
Von Sabine Kuess
Innsbruck –Gebärdensprache ist von Gesetzes wegen keine anerkannte Sprache. Eine Tatsache, die beim Landesverband der Gehörlosenvereine für Kritik sorgt. In Tirol leben rund 800 Menschen, die gehörlos oder hörgeschädigt sind. Ihnen wird der Zugang zu einer höheren Ausbildung und ins Berufsleben oft verwehrt. „Der Fokus soll auf Gebärdensprache liegen, dabei ist besonders Frühförderung wichtig. Sprache ermöglicht den Zugang zu Bildung, sonst haben gehörlose Menschen nie die gleichen Chancen“, betont Paul Steixner, stellvertretender Leiter des Landesverbandes, am Mittwoch.
Mit Andreas Reinelt von SignTirol und Gemeinderätin Daria Sprenger erarbeitete er die Forderung nach einem bimodalen-bilingualen pädagogischen Förderzentrum für gehörlose und hörgeschädigte Menschen in Tirol. In Wien gibt es eine solche Einrichtung. „Die Gehörlosenschule in Mils ist auf Lautsprache ausgerichtet“, kritisiert Reinelt. Bei der Diagnose Hörschädigung würde sofort auditive bzw. Lautsprachen-Erziehung in Betracht gezogen. Aber auch mit einem Hörgerät oder einem Cochlea-Implantat drohe Kindern die Gefahr der Kommunikationslosigkeit: „Beim Schwimmen oder einem technischen Defekt können sie sich nicht mehr ausdrücken. Ihre Sprache ist Gebärdensprache“, erklären Reinelt und Steixner.
Die Schule in Mils entspreche aufgrund ihrer auditiven Ausrichtung nicht ihren Vorstellungen. „Dort wird Gebärdensprache negiert. Sie wird mit keinem Wort erwähnt“, kritisiert Steixner, der selbst die Schule besuchte. Neben dem Kompetenzzentrum sei es auch wichtig, „Gebärdensprache als vollwertige Sprache“ anzuerkennen.
Sprenger bringt heute im Innsbrucker Gemeinderat einen Antrag für den Aufbau des Modellprojektes ein. „Wenn man Inklusion ernsthaft betreiben will, muss Gebärdensprache bei der Pädagogischen Hochschule als Wahlfach, wenn nicht als Pflichtfach aufgenommen werden“, fordert sie weiter.