Gesundheit

Brustkrebskonferenz in Wien: Gentest sagt Rückfallrisiko voraus

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Erkranken Frauen an Brustkrebs, wird oft eine Chemotherapie verordnet. In manchen Fällen wäre dies nicht nötig. Durch einen Gentest könnte dies früher erkannt und den Patientinnen eine belastende Behandlung erspart werden.

Wien – Im Zweifelsfall tendieren die Ärzte bei der Behandlung von Mammakarzinompatientinnen eher zur „Überbehandlung“. Das bedeutet häufig eine zusätzliche belastende Chemotherapie. Ein auch in Österreich untersuchter Gentest könnte die Entscheidung erleichtern, hieß es am Mittwoch bei der St. Gallen Brustkrebskonferenz in Wien (bis 21. März).

„Der Test unterscheidet gut Frauen mit niedrigem Risiko, mittlerem oder höheren Risiko für eine später erfolgende Metastasierung. Wenn eine Patientin zum Beispiel mit dem Test nur eine dreiprozentige Gefährdung für einen Rückfall innerhalb von zehn Jahren hat, bedeutet das ein Ein-Jahres-Risiko von 0,3 Prozent. Dieser Patientin wird man eine zusätzliche Chemotherapie nach der Operation ersparen können“, sagte der Co-Vorsitzende der Konferenz mit rund 5.000 Teilnehmern, der Wiener Bruskrebsspezialist Michael Gnant (AKH/MedUni Wien).

Herkömmliche Hinweise oft nicht aussagekräftig genug

An sich geben bei der Diagnosestellung die Größe des Tumors, der Befall oder nicht erfolgte Befall von Lymphknoten, die Abhängigkeit oder Nicht-Abhängigkeit der bösartigen Zellen von den weiblichen Geschlechtshormonen und das Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein HER2-Rezeptoren auf den Zellen schon ziemlich genaue Hinweise auf den zu erwartenden Verlauf der Erkrankung. Doch das ist nicht immer aussagekräftig genug.

Gnant, Chef der Wiener Universitätsklinik für Chirurgie und Präsident der Österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG): „Man kann schätzen, dass bei etwa 30 Prozent der Patientinnen ein solcher Gentest zusätzlich genauere Bestimmung der Prognose der Erkrankung bietet. (...) Dabei stehen wir einem Überbehandlungs-Desaster gegenüber.“ Eine zusätzliche Chemotherapie nach der Operation (eventuell zusätzlich zu einer antihormonellen Therapie) kann sehr belastend für die Betroffene sein.

Pam50-Test erstellt Risikoprofil

Philip Bernard von der Utah University (USA) hat den sogenannten Pam50-Test entwickelt, der seit einiger Zeit für die klinische Praxis erhältlich ist und beispielsweise auch im Wiener AKH bei geeigneten Brustkrebspatientinnen verwendet wird. Er basiert auf der Untersuchung von 50 Genen aus dem Tumorgewebe in einem Ansatz und ergibt einen Wert, welcher das Risikoprofil für einen nach der Erstbehandlung möglicherweise zu erwartenden Rückfall spiegelt.

In zwei Studien, eine davon von der ABCSG, wurde die Genauigkeit des Tests bei Brustkrebspatientinnen untersucht. Durch Zusammenlegen der Daten kam man auf Daten von mehr als 3.700 Patientinnen. Dabei zeigte sich auf bis zu einem Zeitraum von 15 Jahren die hohe Aussagekraft des Pam50-Tests. Gnant will damit die Verwendung der Chemotherapie bei dafür infrage kommenden Frauen möglichst einschränken, selbst bei manchen Patientinnen, bei denen bereits ein oder zwei Lymphknoten befallen sind. (APA)

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