Kufstein

Bei Abschussquoten sehen Jäger rot

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Im Bezirk Kufstein konnten nur 78 Prozent des vorgeschriebenen Rotwildes abgeschossen werden. Jäger beklagen Ansturm der Sportler auf Wälder und Berge, der die Tiere scheu mache.

Von Wolfgang Otter

Kufstein –Die diesjährige Abschussquote haben sich die Jäger im Bezirk Kufstein selber verpatzt: Gerade mal 78 Prozent der von der Bezirkshauptmannschaft festgelegten Anzahl von Rotwild wurden in den Revieren erlegt. „Das hängt damit zusammen, dass die Jäger die eigentlich von der Bezirkshauptmannschaft geforderte Stückzahl selber erhöht haben, weil sie glaubten, dass sie mehr schießen könnten“, berichtet Bezirksjägermeister Michael Lamprecht. So war letztlich auch eine wesentlich höhere Stückzahl vorgeschrieben worden.

Hätten die Weidmänner die von der Behörde als notwendig angesehene Zahl akzeptiert, „wäre die Abschusserfüllung bei über 90 Prozent“, sagt Lamprecht. Auf alle Fälle seien die 78 Prozent ein „Ausreißer nach unten“, wenn man den langjährigen Schnitt als Vergleich heranziehe. Ein Problem, das tirolweit aufgetreten ist. „Wir liegen mit dieser Abschussquote noch im Mittelfeld“, sagt Lamprecht. Das Problem mit dem Rotwild: Es ist für Förster ein rotes Tuch, schaden sie doch durch Verbiss massiv dem Wirtschafts- und Schutzwald.

Aber auch bei anderen Wildarten blieben die 100 Prozent unerreichbar. Bei den Gämsen zum Beispiel wurden 80 Prozent erreicht, beim Rehwild kratzte man an der 90-Prozent-Grenze. Wenig erfreuliche Zahlen, die der Bezirksjägermeister bei der sonntäglichen Pflichttrophäenschau in Kufstein präsentieren muss (Programm siehe Kasten).

Der Abschussplan ist die eine Seite, die andere, ein seit vielen Jahren sich verschärfendes Problem. Immer mehr Freizeitsportler erobern die Wälder und Berge. „Der Wald ist frei“, meint Lamprecht, dies sei auch gut so. Nur werde das Wild immer mehr verschreckt und scheuer und somit für die Jägerschaft schwerer zu erwischen, was sich wieder auf die Abschuss­quote auswirke.

Geradezu dramatisch sind die Auswirkungen von Störungen im Gebirge. Gämse zum Beispiel fahren im Winter ihre Lebensfunktion auf ein Minimum herunter. Durch ständige Störungen, zum Beispiel durch Tourengeher oder Freerider, werden sie aufgeschreck, was für die Tiere tödlich enden kann. Die Lösung wäre für Lamprecht, wie für andere Jäger auch, gemeinsam mit Gemeinde, Touristiker sowie Grundbesitzer Ruhezonen, in die sich das Wild zurückziehen könne, festzulegen. Zurückgezogen haben sich anscheinend auch die Wildschweine. Noch 2013 wurden mehrere im Bezirk Kufstein erlegt bzw. Schäden gemeldet, im Vorjahr kein einziges. „Da sind wir froh darüber. Die sind zwar in der Bejagung attraktiv, richten aber massive Schäden an, wie man in Bayern sieht“, sagt Lamprecht. Von dort wandern sie auch nach Bayern ein. Noch ein Grenzgänger macht wieder von sich reden. In Bayern wurde wieder ein Wolf nachgewiesen. Nur einen Steinwurf von Tirol entfernt.

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