Pilotenstreik bei Lufthansa wird immer härter
Frankfurt (APA/dpa) - Pilotenstreik und kein Ende: Auch am dritten Tag der zwölften Streikwelle hat sich keine Lösung für den festgefahrenen...
Frankfurt (APA/dpa) - Pilotenstreik und kein Ende: Auch am dritten Tag der zwölften Streikwelle hat sich keine Lösung für den festgefahrenen Tarifkonflikt zwischen der deutschen AUA-Mutter Lufthansa und ihrem Cockpit-Personal abgezeichnet. Am Freitag fallen in Deutschland erneut rund 700 Kurz- und Mittelstreckenflüge aus, in Österreich sind es 26, bevor am Samstag wieder die Langstrecke bestreikt werden soll.
Da gleichzeitig auch noch die italienischen Fluglotsen die Arbeit niederlegten, fielen in Deutschland am Freitag 790 von 1.400 geplanten Verbindungen aus. Rund 94.000 Passagiere waren nach Lufthansa-Angaben allein am Freitag vom Ausstand betroffen.
Die Töchter Germanwings und Eurowings werden nicht bestreikt und dienten auf einigen Strecken als Ausweichmöglichkeit. Bezogen auf die gesamte Lufthansa-Gruppe würden am Freitag rund drei Viertel der Flüge abheben können, betonte ein Lufthansa-Sprecher: „Nach den letzten Streiktagen konnten wir durch Erfahrungswerte bereits viel ausgleichen.“
Besonders ärgerlich ist der Streik für viele Wochenend-Pendler. „Gerade der Freitag ist bei uns immer der verkehrsreichste Tag“, sagte ein Sprecher der Münchner Flughafens, wo etwa 330 Starts und Landungen auf den Kurz- und Mittelstrecken entfielen.
Wer am Frankfurter Flughafen auf eine andere Gesellschaft umgebucht hatte, konnte im Einzelfall von einem weiteren Streik der Gewerkschaft Verdi ausgebremst werden. Sie hatte ab Mittag die Beschäftigten des Bodenabfertigers Acciona zu einem Warnstreik bis 20.00 Uhr aufgerufen. Das spanische Unternehmen fertigt in Frankfurt die Jets mehrerer ausländischer Airlines ab und zahlt nach Verdi-Angaben bisher deutlich unter dem Niveau des größeren Anbieters Fraport.
In der Streikzeit waren in Frankfurt die Umläufe von bis zu 80 Jets bedroht. Man werde alles daran setzen, die Maschinen am Abend noch vor Einsetzen des Nachtflugverbots um 23.00 Uhr in die Luft zu bringen, sagte ein Flughafensprecher.
Ein Ende der Streikwelle bei der Lufthansa ist nicht abzusehen. Die Piloten von der Vereinigung Cockpit (VC) wollten den Ausstand am Samstag fortsetzen - dann wieder auf der Langstrecke und im Frachtbereich. Laut Lufthansa werden am vierten Streiktag in Folge etwa zwei Drittel der Fernflüge ausfallen.
Mögliche weitere Streiks werde man wie bisher mit einem Vorlauf von 24 Stunden ankündigen, sagte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. Sie forderte Lufthansa erneut zu ernsthaften Gesprächen über eine Gesamtlösung auf.
Anlass für die mittlerweile zwölfte Streikwelle ist das Scheitern der Tarifgespräche zwischen Lufthansa und der Vereinigung Cockpit. Der größte Streitpunkt betrifft die Übergangsversorgung bis zur Rente der rund 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden.
Es geht aber auch um die Betriebsrenten und Gehälter der Piloten. Man wolle keineswegs in die Geschäftspolitik der Lufthansa eingreifen, aber auch den zum Ausbau stehenden Billigbereich des Konzerns tariflich begleiten, sagte die VC-Vertreterin.
Der nächste Tarifkonflikt steht mit der Gewerkschaft ver.di an, die ab Montag mit der Lufthansa über die Einkommen von rund 33.000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden verhandelt. Verdi will dabei ausdrücklich nicht über die Betriebsrenten sprechen, die Lufthansa wegen zu hoher Kosten dringend reformieren will. Dieser Punkt ist auch bei den Piloten und den Flugbegleitern strittig.
Von der Politik hat das Unternehmen noch einmal besseren Schutz vor Streiks verlangt. Für die „kritische Verkehrsinfrastruktur“ müssten frühzeitige Schlichtung, rechtzeitige Ankündigungsfristen und eine Grundversorgung sichergestellt werden, erläuterte Personalvorstand Bettina Volkens in einem Brief an mehrere Bundestagsfraktionen in Berlin. Derartige Regelungen gebe es bereits in wichtigen EU-Staaten wie Frankreich, Italien und Spanien.
~ ISIN DE0008232125 WEB http://www.lufthansa.com/ ~ APA410 2015-03-20/14:59