ZDF-Serie

Iris Berben in neuer Rolle: „Diese Frau ist in sich gefangen“

"Die Protokollantin" startet am Samstag im ZDF.
© Screenshot/Youtube

In einer ungewöhnlichen Rolle, und noch dazu nahezu ungeschminkt, ist Schauspielerin Iris Berben jetzt in einer neuen ZDF-Serie zu sehen.

Berlin – Iris Berben ist eine populäre Schauspielerin, die hin und wieder mit unangepassten Rollen auffällt. So auch in ihrer neuen Serie mit dem merkwürdig klingenden Titel „Die Protokollantin“, die an diesem Samstag (21.45 Uhr) im ZDF startet. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur spricht sie über ihre neueste Rolle, die Abgründe der menschlichen Seele und ihr gesellschaftliches Engagement.

Ihre Figur der Freya ist eine kühle, verschlossene Figur. Sehen Sie diesen düsteren Stoff auch als ein Spiegelbild unserer Gesellschaft?

Berben: Gegen düstere Stoffe habe ich gar nichts, weil sie eine gewisse Kraft haben, den Zuschauer in eine ganz eigene Welt hineinzuziehen. Ja, unsere Welt ist düsterer geworden, und früher wurden helle Stoffe in Film und Fernsehen dagegen gesetzt. Davon gibt es ja auch heute noch genug. Düstere Stoffe bieten größere Möglichkeiten für einen Schauspieler. Freya ist an sich nicht düster. Ihre Figur ist meiner Ansicht nach weniger kühl als schüchtern angelegt - sie sucht nach einer Form von Gerechtigkeit. Ich habe versucht, ihr eine Stimmung zu geben, als dass es für sie nichts mehr gäbe im Leben - wie sie im Film selbst sagt: „Ich gehöre nicht mehr dazu“.

Sie hat das Leben aufgegeben, sie scheint zynisch geworden zu sein. Es geht um die Abgründe der menschlichen Seele.

Berben: Absolut. Diese Frau ist so unendlich allein mit allem, was sie denkt und tut. Irgendwann sendet sie, vermutlich unbewusst, Hilferufe ab. Sie bleibt aber in sich gefangen, sie lebt in einer Männerdomäne, darf am Schluss noch einmal kurz aufblühen - und der Zuschauer bekommt eine Ahnung davon, wie sie einmal gewesen sein könnte. Aber sie hat sich gegen das Leben entschieden. Sie ist eine Person, die nicht schwarz oder weiß ist, die man teilweise sogar verstehen kann. Aber natürlich darf ihr Handeln überhaupt nicht zur Diskussion stehen.

Die Serie lässt sich zum Krimi-Gerne zählen, gibt aber Einblicke in andere Genres.

Berben: Ja, und ich mag das sehr. Wir haben doch alles vereint in dieser High-End-Krimi-Serie, die vordergründig sicher ein Krimi ist - sie ist aber auch Drama und Thriller. Wir können aus der Täter- und der Opferperspektive erzählen, mit psychologischem Einschlag, und Autorin und Regisseurin erlauben es sich, die Geschichte ruhig zu erzählen und genau auf die Figuren zu achten. Wir müssen auch nicht das, was ohnehin schon zu sehen ist, noch mit Text zukleistern. In unserer Serie wird vielen Schauspielern, gerade in den sogenannten Nebenrollen, ganz viel Raum gegeben, ihre Figuren groß anzulegen. Und da ist sicher die eine oder andere Überraschung für den Zuschauer dabei.

Wir müssen den Zuschauer ernster nehmen und dürfen ihn auf gar keinen Fall unterschätzen.
Iris Berben

Sie haben in vielen Filmen gespielt. Finden Sie, dass das Fernsehen inzwischen zu viel Allerlei bietet?

Berben: Wir müssen den Zuschauer ernster nehmen und dürfen ihn auf gar keinen Fall unterschätzen. So vielfältig wir arbeiten, so vielfältig ist auch der Zuschauer. Die TV-Sender sind schon ganz gut aufgestellt, sie müssen sich da vielleicht noch mehr trauen. Mit unseren Serien müssen wir uns hierzulande aber nicht verstecken, denken Sie nur an „Bad Banks“ oder „Babylon Berlin“. Auch wenn wir weniger Geld haben als die US-Anbieter, sehen unsere Produktionen hierzulande doch ziemlich gut aus.

Woran arbeiten Sie als Nächstes?

Berben: Demnächst kommt mein Film „Hanne“ ins Fernsehen, in dem ich eine Frau spiele, die ein ganzes Wochenende überstehen muss, bevor sie am Montag eine möglicherweise schlimme Diagnose erhalten wird. Das ist bei aller Schwere wunderbar leicht inszeniert. Ein ganz wichtiges Projekt war für mich „Chor des Hasses“ beim Hamburger Theaterfestival Anfang Oktober. Dabei geht es um Prominente, die für die Bekundung ihrer Meinungen mit Hassbotschaften überhäuft werden, aus denen ich gemeinsam mit anderen Schauspielern lese. Derartige Hassnachrichten gelten leider für mich auch, aber ich werde mich weiter öffentlich unter anderem gegen Homophobie, Ausgrenzung von Minderheiten und für die Rechte der Frauen einsetzen. Wir alle dürfen uns nicht unterkriegen lassen, auch wenn die anderen immer lauter werden und die Schamgrenzen gerade drastisch sinken. Demokratie bedeutet Arbeit, und diese Arbeit muss weitergehen, die ist nie fertig.

Zur Person

Iris Berben (68) wurde 1950 in Detmold geboren. Durch die Serie „Zwei himmlische Töchter“ (1978) und die Comedy-Reihe „Sketchup“ (1985/86, mit Diether Krebs) wurde sie einem großen Publikum bekannt. Fast 20 Jahre lang spielte sie die Kommissarin „Rosa Roth“ (1994-2013, ZDF).

Ihr neuester Film „Hanne“ läuft 2019 im Fernsehen. Sie gibt auch Lesungen - kürzlich beim Hamburger Theaterfestival in „Chor des Hasses“. Berben lebt in Berlin.

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