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Wurzbergalm in Längenfeld: Wo sonst der Enzian blüht

Die Wurzbergalm lädt auf 1573 Metern zum Verweilen ein.
© Christof Strasser

Mit der Rodel, mit Ski oder Schneeschuhen: Diese Woche ging‘s von Längenfeld hinauf zur Wurzbergalm. Ein kleiner, aber feiner Ausflug über 400 Höhenmeter und einer Gehzeit von etwa 1,5 Stunden.

Längenfeld –Meterweise Schnee, viele Straßen mussten gesperrt werden, Orte waren von der Außenwelt abgeschlossen und Skigebiete konnten ihren Liftbetrieb ob der großen Lawinengefahr tagelang nicht aufnehmen. Sogar Rodelbahnen waren wegen der Gefahr umstürzender Bäume geschlossen.

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Den Track für die Tour finden Sie unter https://go.tt.com/2MeFfOU.

Langsam, aber doch scheint sich die Situation wieder etwas zu beruhigen. Zumindest Frau Holle ist vorerst die Luft ausgegangen. Was jedoch die Lawinengefahr betrifft, muss diese weiterhin als erheblich eingestuft werden. „Speziell die ersten schönen Tage nach großen Neuschneemengen sind für Wintersportler die gefährlichsten“, wird Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, nicht müde zu betonen. Für Ausflüge und Skitouren im freien Gelände sowie abseits gesicherter Pisten brauche es jetzt sehr viel Erfahrung.

Hinauf geht es per Rodel.
© Christof Strasser

Wer diese Erfahrung nicht hat, soll am besten abwarten und geduldig sein. Kommt Zeit, kommt Rat. Viel Schnee heißt aber noch lange nicht, dass man zu Hause auf der Couch liegen bleiben muss. Wer in die Natur will, der findet Alternativen.

Unsere Alternative für diese Woche ist die Wurzbergalm im Ötztal – hoch über Längenfeld gelegen. Ein Ausflugsziel, welches für Tourengeher, Rodler und Schneeschuhwanderer geeignet ist, als sicher gilt und mit knapp über 400 Höhenmetern im Aufstieg nicht wirklich weit ist. Wir besuchten Familie Holzknecht diese Woche auf der Alm mit den Tourenski.

Und so kommt man hin: Kurz vor Längenfeld, beim Ortsteil Au, biegen wir rechts (Bäckerei) ab und fahren zum Weiler Winklen und weiter in Richtung Unterried. Bei einer grünen Brücke zwischen den beiden Weilern biegen wir wieder rechts ab und folgen der Beschilderung „Wurzberg- alm“, bis wir schließlich am Waldrand den Ausgangspunkt und den kostenfreien Parkplatz erreichen.

Auch mit den Tourenskieren ein lohnender Aufstieg.
© Christof Strasser

Los geht’s. Wie bereits vorher erwähnt, ist die Wurzbergalm sowohl mit Ski, Schneeschuhen oder mit der Rodel erreichbar. Der Aufstieg mit der Rodel erklärt sich von selbst. Man folgt dem Forstweg, also der Rodelbahn in angenehmer Steigung etwa 4 Kilometer bergwärts, bis man die Alm nach etwa 1,5 Stunden Gehzeit erreicht.

Wir aber sind mit den Ski unterwegs. Und um nicht mit talwärts fahrenden Rodlern in Kontakt zu kommen, entscheiden wir uns für den Aufstieg durch den Wald – über den so genannten „Ziegenpeter-Steig“. Ziegenpeter-Steig heißt dieser Weg deshalb, weil früher, wie der Name schon sagt, Ziegen zum Grasen über diesen Steig vom Tal auf die Wurzbergalm aufgetrieben wurden.

Zurück zur Tour: Zuerst folgen auch wir noch ein Stück der Rodelbahn, zweigen aber bald nach links ab und folgen den Spuren in angenehmer Steigung durch den Wald. Nachdem das Gelände wirklich nicht schwierig zu begehen ist, kann diese Tour auch Anfängern empfohlen werden. Auch für Schneeschuhwanderer ist dieser Aufstieg problemlos machbar. Rund 400 Höhenmeter sind geschafft und weiter ist die heutige Tour auch nicht. Wir sind bereits bei der Wurzbergalm, wo wir natürlich einkehren.

Die Einkehr liegt auf 1573 Metern und wurde 1959 umgebaut und vergrößert. Sie ist in Privatbesitz von Familie Holzknecht, 1993 ist Erich Holzknecht aus Längenfeld in die Fußstapfen seines Vaters getreten und seither der Gastgeber auf der Alm.

Wurzbergalm? Und woher kommt dieser Name? Erich Holzknecht hat die Antwort parat. „Einst wurde rund um das Gebiet der Wurzbergalm nach Enzianwurzeln gegraben und daraus der hochprozentige Enzianschnaps angesetzt. Zwar findet man im Sommer dort oben nach wie vor Enzianwurzeln, gegraben wird aber nicht mehr“, verrät uns der Hüttenwirt.

Die Wurzbergalm ist nicht nur von Längenfeld aus erreichbar. Vor allem bei Schneeschwuhwanderern ist der Zustieg von Köfels (kurz vor Längenfeld) aus eine beliebte Aufstiegsroute. Dieser Zustieg ist nicht präpariert, doch dafür erspart man sich gut 250 Höhenmeter.

Für die Instandhaltung der Rodelbahn ist der Hüttenwirt selbst verantwortlich. Und die präsentiert sich im tiefverschneiten Ötztal derzeit in einem perfekten Zustand. Achtung: Beleuchtet ist sie allerdings nicht.

Seit heuer gibt es auf der Wurzbergalm auch einen Tourengeherabend. Die Premiere gibt es am kommenden Dienstag und er findet wöchentlich statt.

Es ist richtig gemütlich bei Erich Holzknecht und auf seiner Alm. Es lädt förmlich ein, noch länger in der urigen Gaststube hocken zu bleiben. Aber auch wir müssen irgendwann zurück ins Tal. Für die Fahrt zurück nach Längenfeld ist die Rodelbahn die beste Variante. Und für diese entscheiden auch wir uns. Wer es zu Fuß bis hinauf zur Wurzberg­alm geschafft hat und keine Rodel dabei hat, der kann sich für einen Unkostenbeitrag von 3,50 Euro eine Rodel auf der Alm ausleihen und am Parkplatz wieder abstellen.

In diesem Sinne, viel Spaß im Ötztal und auf der Wurzbergalm bei Familie Holzknecht. Ob zu Fuß, mit Ski oder mit der Rodel. (flex)

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