Modelleisenbahnverein Innsbruck: Der gemeinsame Bau an der Idealwelt
Die Liebe zum Detail ist dem Modelleisenbahnverein Innsbruck anzusehen.
Innsbruck –Seit 1962 beherbergt das Gebäude der Bundesbahndirektion in der Innsbrucker Claudiastraße den Modelleisenbahnverein Innsbruck. Dort werkeln und vergnügen sich derzeit rund 30 Mitglieder an einer eindrucksvollen Modelleisenbahnanlage.
Ebenjene befindet sich im Keller des historischen Gebäudes. Wer diesen betritt, glaubt in eine entschleunigte Parallelwelt hinabgestiegen zu sein. „Eile gibt es bei uns eigentlich keine“, meint Werner Schröter. Einzig und allein um die Weihnachtszeit und ein paar Tage um Dreikönig herum müsse die Bahn temporär fertig sein, denn dann kann man diese zu ganz regulären Öffnungszeiten besichtigen. Die restliche Zeit wird gebastelt, überlegt und konzipiert. „Wir treffen uns regelmäßig“, sagt Schröter. „Oft arbeiten wir aber nur ein bis zwei Stunden und den Rest der Zeit widmen wir dem geselligen Zusammensein.“
Was über die Jahrzehnte entstanden ist, ist dennoch beeindruckend. Die Liebe zum Detail ist den Anlagen deutlich anzusehen. „Nicht einmal ich kenne alle Details“, gibt Schröter zu. So entdeckt man bei genauerem Hinsehen beispielsweise ein Pärchen, das sich unter einem Baum vergnügt, oder einen Friedhof, bei dem die winzigen Grabsteine beschriftet sind. Eine Fototapete im ersten Raum und eine Wandmalerei im zweiten Raum betten die Gleise, die insgesamt rund 460 Meter lang sind, in den Alpenraum rund um Innsbruck ein. Insgesamt gibt es drei Bahnhöfe zu bestaunen: einen Großbahnhof mit 27 Gleisen, zwei Bahnhöfe mit 14 Gleisen und einen Bergbahnhof mit drei Gleisen. Dazu kommen zahlreiche Brücken und Häuser.
Wer angesichts dieses Szenarios glaubt, dass die Anlage für immer und ewig fertig ist, der irrt. „Das Ziel ist auch überhaupt nicht, dass alles fertig ist“, hebt Schröter hervor. Es gehe eigentlich um das stetige Geländebauen, um Erweiterungen und Erneuerungen an der Anlage, die in ihren Grundlagen schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Da unter anderem ein Tischler und ein HTL-Lehrer im Verein Mitglied sind, gehen die Ideen für technische Innovationen und Holzbauwerke nicht aus.
Im Wesentlichen ist der Keller der Eisenbahnanlage aber kein Ort der Innovation, sondern ein leicht nostalgisch anmutender Rückzugsraum für die ausschließlich männlichen Vereinsmitglieder. „Man baut schon auch an einer Idealwelt“, meint Schröter dazu. Die Modelleisenbahn sei schließlich nicht zuletzt ein Nachkriegsphänomen der 50er-Jahre, in denen man sich nach einer heilen Welt sehnte. Doch das ist wenig attraktiv für jüngere Menschen.
„Wir haben schon ein Nachwuchsproblem“, meint Kurt Pregenzer, ebenfalls eine der federführenden Personen des Vereins und seit Kurzem Pensionist. Wenn aus Männern aber Väter werden, dann komme auch die Eisenbahnleidenschaft wieder. (mst)