Gesundheit

Forscher „reparierten“ Embryo

Forscher injizierten genetisch verändertes Sperma in die Eizelle.Foto: iStock
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Wissenschafter schnitten ein Gen aus der Keimbahn. Ein Wiener Genetiker ist dagegen.

Portland, Seoul –Forschern ist es erstmals gelungen, mit der „Genscheren“-Methode bei Embryonen eine krankmachende Genmutation aus der Keimbahn zu entfernen. Das berichten die Wissenschafter aus Seoul und Oregon im Fachmagazin Nature.

Es handelt sich dabei um den Versuch, eine durch eine Genmutation verursachte Herzkrankheit auszuschalten – sodass sie vom ehemaligen Träger auch nicht weitervererbt werden kann. Die Forscher schufen aus den Hautzellen eines Mannes Stammzellen mit der Veranlagung zur Herzkrankheit.

Dann entwickelten sie ein auf der CRISPR-Cas9-Methode (Genschere) basierendes Verfahren, mit dem sie das mutierte Gen herausschnitten. Schließlich injizierten sie die bearbeiteten Komponenten in gesunde Eizellen, die mit Spermien des Spenders befruchtet worden waren.

Das Ergebnis: Knapp drei Viertel (72,4 Prozent) der 58 entstandenen Embryonen in der Studie trugen die krankhafte Mutation später nicht mehr.

Es wurden auch keine anderen Mutationen an anderer Stelle des Erbguts hervorgerufen. Das war bisher ein Hauptgrund für Bedenken gegen die Methode.

Dennoch: „ Wir müssen mit äußerster Vorsicht und mit größter Beachtung von ethischen Erwägungen vorgehen“, betonte Hauptautor Juan Carlos Izpisua Belmonte.

Abgesehen davon, dass Eingriffe in die Keimbahn in Österreich verboten sind, ist Markus Hengstschläger, Chef des Instituts für Humangenetik der Med-Uni Wien, auch „kein Fan davon“. Er begrüßt zwar den Ansatz, schwere genetische Erkrankungen mit genetischen Veränderungen zu reparieren. Er hält aber nichts davon, die Vererbung zu beeinflussen. Hierzulande sind Versuche zur so genannten somatischen Gentherapie an Geweben – etwa gegen Krebs – erlaubt.

„Prinzipiell ist CRISPR-Cas9 eine ganz tolle Technologie, die uns auch noch sehr viel weiterbringen wird.“ Bis solche Therapien zum Patienten kommen, würden aber noch einige Jahre vergehen. „In fünf Jahren wird es ein paar geben, in zehn noch mehr.“ (thm, APA)

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