Bezirk Landeck

Wandern nach Tokio: 16.000 Kilometer und 40 Kilo bis ans Ziel

Christian Adeler macht Pause an der Sanna. Das Ziel seiner Wanderung ist ein entferntes: Tokio.
© Reichle

Christian Adeler hat ein ungewöhnliches Ziel für seine Wanderung: die Olympischen Spiele in Tokio. Zuletzt durchquerte er den Bezirk Landeck.

Von Matthias Reichle

Landeck – „Wohin?“ – Viele glauben zunächst, sie hätten sich verhört, wenn sie den Mann mit Dreitagebart, Wanderschuhen und Rucksack nach seinem Ziel fragen. Christian Adeler hat nämlich eine unglaubliche Antwort parat: „Tokio.“ 16.000 Kilometer möchte der 36-jährig­e Baden-Württemberger bis nach Japan gehen. „Ich laufe die Seidenstraße 2.0 auf Wanderwegen“, erklärt er bei seinem Zwischenstopp in der TT-Redaktion in Landeck. Bis gestern durchquerte Adeler auf seinem Weg den Bezirk Landeck vom Arlbergpass bis zum Reschen.

Der Grund für das etwas speziellere Projekt ist ein schwerwiegender: 115 Kilogramm zeigte zuletzt die Badezimmerwaage des „Weltwanderers“ an. Da klingelten die Alarmglocken. Der 36-Jährige, der freiberuflich als Teamcoach und Trainer tätig war, griff aber nicht zu bewährten Rezepten wie einer Diät, um die Pfunde wieder loszuwerden. Stattdessen packte er sein­e Wandersachen. 40 Kilo will er abnehmen.

Seinem Projekt „1 Mann, 1 Weg“ hat er zusätzlich zum Kilokampf noch ein zweites Motto gegeben: „Ich wandere gegen die Trumps dieser Welt“, betont Adeler und meint damit die Demagogen allgemein. Unterwegs sammelt er Freundschaftsbänder, um die längste Freundschaftsband-Kette der Welt zu knüpfen.

Die Wahl der Route hat sich dabei so ergeben. „Ich wollte mehr als 5000 Kilometer gehen.“ Europa ist dafür zu begrenzt. „Der Osten hat sich als Richtung angeboten“, erklärt er. „Aber ich brauchte ein richtiges Ziel.“ Da kamen die Olympischen Sommerspiele, die am 24. Juli 2020 in Tokio beginnen, wie gerufen.

16 Monate hat Adeler Zeit, um 16 Länder zu durchqueren. Von Lauchringen in Baden-Württemberg geht es über St. Gallen (Schweiz), Land­eck (Österreich), Triest (Italie­n), Zadar (Kroatien), Mostar (Bosnien-Herzegowina), Niš (Serbien) bis nach Sofia (Bulgarie­n).

Weitere Stationen sind Istanbul (Türkei), Tiflis (Georgien), Jerewan (Armenien), Teheran (Iran), Asgabat (Turkmenistan), Taschkent (Usbekistan), Almaty (Kasachstan), Shanghai (China), Osaka (Japan) und Tokio. Angst hat er unterwegs nicht. „Mit dem Schlimmsten rechnen, vom Besten ausgehen, dann loslassen. Es passieren mehr schöne, überraschende Dinge als anders herum“, sei sein Mott­o. Auch in Landeck wurde er gastlich aufgenommen. Das Unternehmen „Mags Beschriftungen“ bedruckte ihm kostenlos den Rucksack. Dafür will Adeler auch etwas hinterlassen. Überall auf seinem „Weltweg“ platziert er so genannte „Denksteine“. Einer soll auch in Landeck oder St. Anton auf die Strecke hinweisen.

Seit einem halben Monat ist er nun schon unterwegs. Das Auto habe er verkauft, die Wohnung bis auf einen Raum untervermietet, der Freundin Adieu gesagt. „Angefangen habe ich mit 20 Kilometer pro Tag, künftig will ich 37 bis 40 Kilometer schaffen. Blasen hab’ ich noch nie bekommen“, behauptet Adeler, „man muss nur auf sich hören. Wenn die Fußsohlen zu jucken anfangen, dann mach’ ich Pausen.“ Fünf Kilo hat er seit Beginn seiner Wanderung übrigens schon abgenommen – nicht am Körper, sondern an einer Problemzone, die jeder Wanderer kennt: Der Rucksack war mit 16 Kilo zu schwer. „Ich habe einiges heimgeschickt.“

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