Bezirk Schwaz

Tiroler Pfleger fühlt sich nach Karenz diskriminiert

© BKH Schwaz

Die Väterkarenz im Schwazer Krankenhaus zu erhalten, war nicht ganz einfach. Die Zeit danach ließ einen Pfleger aber verzweifeln.

Von Eva-Maria Fankhauser

Schwaz –Er kann nicht mehr. Will nicht mehr. Es ist ihm zu viel geworden. Eigentlich war Markus S. glücklich in seinem Job, erzählt er im TT-Gespräch. Er arbeitete als Krankenpfleger im Schwazer Krankenhaus. 2015 kam dann sein Sohn zur Welt. Ein Jahr später beantragte er Elternteilzeit. Diese wurde abgelehnt, da er noch keine drei Jahre im Betrieb angestellt war. Daraufhin suchte er um Väterkarenz an. Alles musste dann schnell gehen. Ansonsten wären die vorgeschriebenen Fristen verstrichen.

„Ich habe den Antrag so gestellt, wie mir die Betriebsrätin das gesagt hat“, erklärt Markus S. Seinem direkten Vorgesetzten habe er eine E-Mail geschickt, da dieser gerade im Urlaub war. „Als keine Antwort kam, habe ich ihn angerufen. Er hat meine Anfrage als bodenlose Frechheit bezeichnet“, sagt Markus S. Er wurde ins Personalbüro bestellt. Sein Ansuchen wurde abgelehnt. „Mütter und Väter haben ein Recht auf Karenz. Ich habe das dann auch eingefordert und bin in Karenz gegangen“, sagt er.

Doch was danach folgte, war für ihn unverständlich. „Für mich ist es Diskriminierung am Arbeitsplatz. Ich fühlte mich gemobbt“, sagt Markus S. Nachdem er die viermonatige Karenzzeit beendet hatte und wieder im Krankenhaus zu arbeiten begann, hatte er immer öfter mit schwierigen Situationen zu kämpfen. „Ich hatte in vier Monaten nur an einem einzigen Wochenende frei“, so Markus S. Auch bei einer dringend benötigten Fortbildung – um seinen Job weiterausüben zu können – kam er nicht zum Zug. „Einmal wurde ein Meeting mit sieben Leuten angesetzt. Ich saß zum vereinbarten Zeitpunkt alleine dort. Alle anderen wurden informiert, dass es doch nicht stattfindet“, sagt er.

Laut ihm war sein Vorgesetzter nie gesprächsbereit. „Oft wurden Gesprächstermine hinausgezögert und wieder verschoben“, erzählt Markus S. Er bekam das Gefühl, dass seine Karenz nicht erwünscht war. „Sie wollten es wohl nicht einreißen lassen, dass jeder Karenz oder Elternteilzeit beantragt. Dabei sollte das etwas ganz Normales sein. Es steht jedem zu – vor allem im öffentlichen Dienst.“ Die Gespräche mit der Betriebsrätin Petra Grössl-Wechselberger seien erfolglos geblieben. „Mir kam vor, dass sie sich schwertat, eine Linie zu finden, zu vermitteln. Ich hätte mir eine Unterstützung erhofft“, sagt er.

Väterkarenz

Viele Väter sind es nicht, die in den letzten Jahren eine Karenzzeit in Anspruch genommen haben.

BKH Schwaz: Im Vorjahr gingen von rund 191 angestellten Männern im BKH Schwaz fünf in Väterkarenz. 2016 war es nur einer.

Tirol Kliniken: 2017 beanspruchten 46 von etwa 2520 bei den Tirol Kliniken angestellten Männern eine Karenzzeit.

BKH Kufstein: Seitens der Personalabteilung wollte man keine Zahlen zur Väterkarenz freigeben.

BKH Lienz: Vier von rund 200 Angestellten beanspruchten 2017 im BKH Lienz einen Papa-Monat. 2016 ging nur einer in Karenz.

Land Tirol: Beim Land Tirol sind rund 1879 Männer angestellt. 2017 gingen 15 von ihnen in Väterkarenz. 2016 waren es 23.

Es kam so weit, dass Markus S. von der Pflegedirektorin eine Verwarnung erhielt. Der Grund: „Nicht-Einhalten des Dienstweges.“ Die E-Mail an seinen Vorgesetzten zur Information über seine geplante Karenz sei keine angemessene Art der Kommunikation, so könne man keine vorausschauende Dienstplanung erstellen. Dadurch sei das Vertrauensverhältnis „schwer beeinträchtigt worden“.

Markus S. hat schließlich gekündigt. „Ich möchte nicht, dass der Nächste nach mir um seinen Job bangen muss, nur weil er etwas beansprucht, das ihm rechtlich zusteht“, sagt der Pfleger.

Er hat daraufhin Hilfe bei der Arbeiterkammer gesucht. Nach monatelangem Hin und Her blieb der Versuch einer Einigung erfolglos. Er verzichtet auf weitere Rechtsmittel.

Laut Margit Holzhammer, Geschäftsführerin des Schwazer Bezirkskrankenhauses, stimme es nicht, dass man Karenzzeiten nicht wünsche. „Ich befürworte ganz klar, dass Männer daheimbleiben können“, betont sie. Der von Markus S. festgelegte Zeitpunkt sei schwierig gewesen. „Man muss sich da schon vorab mit dem Vorgesetzten absprechen“, sagt Holzhammer. Die Besetzung müsse auf den Stationen stets gewährleistet sein. Markus S. hatte etwa vier Monate im Voraus um den Termin zur Väterkarenz angesucht. Die Gesprächsbasis nach der Karenz sei laut Holzhammer schwierig gewesen. Die Dienstplanung sei stets korrekt abgelaufen. Es sei nicht immer leicht, alle zufriedenzustellen. Laut Betriebsrätin Grössl-Wechselberger sei Markus S. erst sehr spät mit seinen Anliegen und Problemen zu ihr gekommen. „Man hätte die Dinge frühzeitig ausräumen können“, erklärt sie.

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