Innsbruck

Problem an der Wurzel packen: Gewaltprävention im Fokus

Die Zahl an Kindern und Jugendlichen, die in Tirol von Gewalt betroffen sind, steigt stetig an.
© dpa

Seit Jahresbeginn ist Petra Sansone neue Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Sie setzt den Schwerpunkt auf frühzeitiges Erkennen von Gewalt.

Von Lisa Hintner

Innsbruck –Geschlagen, missbraucht, ignoriert: Die Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat viele Gesichter – besiegt ist sie noch lange nicht. Doch der Kampf gegen brennende Wunden und lauernde Gefahren für Kinder und Jugendliche in Tirol geht weiter: mit der Psychologin Petra Sansone. Seit Jahresbeginn ist sie Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Schwerpunkt ihrer Arbeit: die Gewaltprävention.

Sansone hat mit ihrer fachlichen Kompetenz und langjährigen Expertise die Auswahlkommission überzeugt, sagte Soziallandesrätin Gabriele Fischer gestern bei einer Pressekonferenz. Für sie stand fest, dass „Kinder und Jugendliche mit Gewalterfahrung die besten Köpfe des Landes zur Seite brauchen“.

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https://www.kinder-jugend.tirol/

Anlass dazu, die Stelle neu zu besetzen, war der ausgelaufene Vertrag der Vorgängerin Karin Hüttemann. „Im Sinne der Transparenz ist es logisch, eine Stelle neu auszuschreiben“, sagte Fischer. Damit entschärfte sie die Gerüchte, dass der Führungswechsel politisch motiviert gewesen sei.

Bisher arbeitete Sansone in der Schulpsychologie, in der Trauma-, Familientherapie sowie im sozialpädagogischen Bereich. Als Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH möchte die Psychologin nun das Problem an der Wurzel packen, sprich bei der Prävention von Gewalt ansetzen und „nicht wie die Feuerwehr alles hinterher regeln“. So müsse die Schulsozialarbeit ausgebaut werden. Die Arbeit an der Impuls- und Emotionsregulierung von Kindern und Jugendlichen rücke ebenso in den Vordergrund. Zunehmend scheinen Sprösslinge nämlich daran zu scheitern, Emotionen wahrzunehmen und davon zu berichten.

Sansone führte aus: „Über einen Knopfdruck aufs Handy teilen Schüler heutzutage ihren Eltern einen Fünfer bei einem Test mit. Einst war es das lange Warten auf ein Elterngespräch nach der Schule, um Frust und Enttäuschung über eine negative Note abzubauen.“ Der allzu starre Blick auf die virtuelle Welt zerstöre die zwischenmenschliche Kommunikation vollkommen. Vor diesem Hintergrund ist sich Sansone sicher, dass der reflektierte Umgang mit sozialen Medien zunehmend wichtiger wird. Nur so könne gegen Cyber­mobbing angekämpft werden.

Ob nun in der Prävention, Beratung, Begleitung oder Lösungsarbeit mit Gewaltbetroffenen – zu tun gibt es für die Tiroler Kinder und Jugend GmbH eine jede Menge. Gewalt brodelt nämlich an allen Enden und Ecken. Die Zahlen an gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen steigt stetig an. Tausende Fälle behandelte die Tiroler Kinder und Jugend GmbH allein im vergangenen Jahr.

Soziallandesrätin Fischer bekundete ein weiteres Mal, dass sie die Gewaltprävention unterstützen werde. Und damit auch die Generation von morgen, denn „jeder Mann, der seine Frau schlägt, war selbst einmal Kind“.

Landesrätin Fischer (links) im Gespräch mit Petra Sansone.
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