Neue Chancen für Jugend: Schulstunden im EU-Ausland
Hunderte Tiroler Studenten nehmen derzeit am Austauschprogramm Erasmus teil. Künftig soll es auch mehr Chancen für sozial schwache junge Menschen geben.
Von Brigitte Warenski
Innsbruck –Eine Doku im Sender Arte (online www.arte.tv „Erasmus: Europa für alle?“) begleitet junge Menschen, die erstmals am Austauschprogramm Erasmus+ teilnehmen, und lässt ehemalige Erasmus-Studenten erzählen, was die Auslandserfahrung für ihr Leben gebracht hat.
Auch in Tirol stößt das weltweit größte Mobilitätsprogramm für junge Menschen auf großes Interesse. Im Studienjahr 2018/19 haben sich 274 Studenten der Leopold-Franzens-Universität entschlossen, Studienluft im EU-Ausland zu schnuppern, gleichzeitig studieren 210 Studenten aus dem EU-Ausland in Innsbruck. „Es gibt zwar die Möglichkeit, ein Jahr zu bleiben, aber der Großteil geht nur ein Semester“, sagt Larissa Jenewein von der Uni Innsbruck. Am gefragtesten sind Partnerunis in Italien, gefolgt von Spanien. Der Großteil der Studenten kommt laut Jenewein aus den Wirtschaftswissenschaften, beliebt ist das Förderprogramm aber auch in den Rechtswissenschaften und der Translationswissenschaft. Die Voraussetzungen, um reisen zu dürfen, sind klar definiert: Motivationsschreiben, Studienleistung, Sprachkenntnisse. Dafür gibt es je nach Gastland Förderungen zwischen 262 und 368 Euro im Monat. Auch an der Unternehmerischen Hochschule MCI kommt Erasmus+ bestens an. „Rund 230 Studierende gehen pro Jahr an eine unserer 158 Erasmus+-Partnerunis, gleichzeitig empfangen wir durchschnittlich rund 380 Austauschstudenten pro Jahr bei uns“, so Susanne Lichtmannegger vom MCI. Neu und noch nicht in den Köpfen aller Tiroler ist die erweiterte Ausrichtung von Erasmus+. „Früher wurden mit dem Erasmus-Programm vor allem Studierende gefördert. Erasmus+, das 2020/21 endet, bietet auch Schülern, Lehrlingen, Erwachsenen, Praktikanten Bildungsmobilität innerhalb der EU“, sagt Jenewein. Und künftig sollen die Schüler noch mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Mit dem neuen Erasmus+-Programm 2021/27 – für das es ein dreimal so hohes Wunschbudget gibt (derzeit 14,7 Mrd. Euro) – soll die Bildungsmobilität in Europa ausgeweitet und gestärkt werden.
Ein besonderer Fokus wird auf die Schüler gelegt werden, wobei es mehr Möglichkeiten für junge Menschen aus benachteiligten Verhältnissen geben soll (eLearning, Sprachunterricht). Noch mehr gefördert soll auch der Bereich Sport werden, weiters sollen kürzere Lernaufenthalte möglich sein. Stärker schmackhaft gemacht werden soll zudem das Kennenlernen der EU-Länder. Mit der Ausweitung von „Discover EU“ sollen noch mehr junge Menschen die Möglichkeit erhalten, zu kostenlosen Interrailtickets zu kommen. Die endgültigen Regelungen für die nächsten Erasmus-Generationen müssen noch mit den EU-Mitgliedsstaaten ausgehandelt werden.