Osttirol

Drei Lawinentote in Ost- und Südtirol: Lage bleibt mancherorts kritisch

Weitere Erhebungen zum Lawineabgang sind laut Polizei aktuell noch im Gange.
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Im Großteil Tirols galt gestern „nur“ noch Lawinenwarnstufe 2. In hochalpinen, steilen, schattseitigen Lagen bleibt es aber gefährlich. Bei einem Lawinenabgang in den Lienzer Dolomiten kam ein 67-Jähriger ums Leben.

Innsbruck, Lienz, Bozen – Eigentlich hat sich die allgemeine Lawinensituation in Tirol inzwischen deutlich entspannt. Gestern bestand fast flächendeckend „nur“ noch Lawinenwarnstufe 2 (mäßige Gefahr). Stufe 3 und damit „erhebliche“ Gefahr galt vor allem noch entlang des Alpenhauptkammes (Ötztaler, Stubaier, Zillertaler Alpen, Osttiroler Taurenkamm), dort vor allem wegen der jüngsten Schneeverfrachtungen durch starken Wind. „Normale Skitouren sind wieder möglich“, betonte Rudi Mair, Chef des Lawinenwarndienstes, gestern, „vermeiden sollte man allerdings hochalpine, schattseitige und sehr steile Lagen“. Wie gefährlich die Lage mancherorts noch ist, zeigten mehrere tragische Lawinenunglücke in Ost- und Südtirol, bei denen drei Menschen starben: Bei einer Skitour in Richtung Laserztörl (Lienze­r Dolomiten) wurden ein 67-jähriger und ein 42-jähriger Österreicher gestern Nachmittag im Schlussanstieg von einer Lawine erfasst. Der jüngere Mann konnte sich befreien und seinen Kameraden ausgraben – für den 67-Jährigen kam jedoch jede Hilfe zu spät. Im Skigebiet Speikboden (Südtirol) wurde ein einheimischer Skifahrer (21) außerhalb der Piste verschüttet. Im Langental erfasste wenig später eine Lawine einen Eiskletterer. Beide konnten nur noch tot geborgen werden.

Das Wetter zeigt derzeit – nach den enormen Neuschneemengen und hohen Windgeschwindigkeiten zuvor – ein ganz anderes Bild, mit anhaltender Kälte und wenig Wind. „Nennenswerte Niederschläge sind die ganze Woche nicht in Sicht“, sagt Michael Winkler von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Am sehr sonnigen Dienstag seien leichte Plusgrade in mittleren Höhenlagen möglich, ansonsten halte der Dauerfrost an. Etwa ab Mitte der Woche sei mehr Bewölkung zu erwarten – „wenn aus diesen Wolken aber überhaupt etwas herausfällt, dann höchstens stellenweise fünf bis zehn Zentimeter lockerer Pulverschnee“.

Die Hauptverkehrsadern in Tirol waren gestern durchgehend frei befahrbar, letzte Straßensperren dürften bald aufgehoben werden. Aufatmen ist auch bei der Bahn angesagt: Die gestern noch gesperrte Strecke zwischen Saalfelden und St. Johann in Tirol sollte laut ÖBB mit dem heutigen Frühverkehr wieder den Betrieb aufnehmen. Wann die Streckensperre zwischen Garmisch-Partenkirchen und Reutte aufgehoben wird, lasse sich dagegen noch nicht seriös abschätzen.

Auf der Nordkette, wo in zweieinhalb Wochen die Rekordmenge von 8,2 Metern Schnee gefallen war, hat sich die Lage ebenfalls verbessert und der Schnee gesetzt. „Die Lawinensituation lässt es zu, dass Seegrube und Hafelekar am Freitag wieder für Fußgänger freigegeben wurden“, so GF Thomas Schroll von den Nordkettenbahnen. Ab Montag solle dann auch der Skibetrieb wieder aufgenommen werden. Derzeit sei man noch „schwerst beschäftigt“ mit Aufräumarbeiten: So gelte es etwa, die Ein- und Ausstiege bei den Liften freizulegen, die teilweise noch unter bis zu drei Metern Schnee begraben sind. (md)

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